Heuer günstiger heizen

von Redaktion

Die Preise für Heizöl sind nach ihren Höhenflügen in der vergangenen Wintersaison deutlich gesunken. © Inderlied, dpa

Die Preise für Heizenergie haben in der aktuellen Heizsaison deutlich nachgelassen. Laut dem Vergleichsportal Verivox haben sich die Neukundenpreise seit den Hochzeiten der Energiekrise mehr als halbiert. Und auch Heizölkunden können sich über zweistellige Abschläge freuen. Doch die günstigeren Preise kommen meist nicht von allein bei den Kunden an. Wo es jetzt was zu holen gibt.

■ Gas

Durch den Überfall Russlands auf die Ukraine hat sich die Lage fundamental verändert. 2019 konnten Verbraucher Gas bei günstigen Anbietern für rund fünf Cent je Kilowattstunde kaufen – jeweils im bundesdeutschen Durchschnitt. Mit dem Kriegsbeginn verweigerten die russischen Staatskonzerne unter Vorwänden die vereinbarten Lieferungen nach Deutschland. Der Markt ging in die Luft. In der Spitze – im November 2022 – zahlten Neukunden 21 Cent die Kilowattstunde. 2023 hatte sich die Lage deutlich gebessert. Im September 2023 zahlten Neukunden noch neun Cent brutto für Erdgas. Heute können Neukunden Gastarife im Bundesdurchschnitt für 8,6 Cent brutto abschließen, inklusive Grundgebühr. In Bayern sind es 8,5 Cent, wie das Vergleichsportal Verivox für unsere Zeitung ermittelt hat. Für viele Haushalte ist das Sparpotenzial enorm: Denn viele haben zu teure Verträge.

Ein Beispiel: Laut Verivox zahlt ein durchschnittlicher bayerischer Kunde in der Gasgrundversorgung aktuell rund 14 Cent pro Kilowattstunde. Grundversorgungstarife haben nicht den Anspruch, besonders günstig zu sein, sind aber bei vielen Haushalten noch aus der Zeit der Krise geblieben. Ein Singlehaushalt verbraucht rund 5000 Kilowattstunden Gas pro Jahr. In der durchschnittlichen Grundversorgung kostet das rund 714 Euro im Jahr. Bei einem günstigen Vertrag für Neukunden wären es aktuell rund 423 Euro – eine Ersparnis von 291 Euro. Mieter sind dabei zwar auf ihren Vermieter angewiesen, haben aber auch Rechte: Dem Wirtschaftlichkeitsgebot nach muss der Vermieter Tarife abschließen, die dem aktuellen Marktumfeld entsprechen. Deutlich größer ist der Effekt bei Einfamilienhäusern. Laut den Daten von Verivox bezahlt die Musterfamilie für 20 000 Kilowattstunden in der Grundversorgung aktuell 2857 Euro pro Jahr. Bei einem Wechsel zum günstigen Anbieter sind es nur 1693 Euro, eine Ersparnis von 1164 Euro. Je nach Bestandsvertrag fällt das Sparpotenzial größer oder kleiner aus. Hat ein Kunde etwa noch einen alten Grundversorgungstarif aus 2023, liegt die Ersparnis schnell bei 1578 Euro.

■ Heizöl

Die Lage am Heizölmarkt hat sich sehr zugunsten der Verbraucher gedreht. Die Krise im Nahen Osten hat nicht zu einem Flächenbrand geführt und auch die weltweit beginnenden Zinssenkungen haben die globale Konjunktur noch nicht so in Fahrt gebracht, dass die Nachfrage steigt. Die Internationale Energieagentur sieht den Markt spätestens im kommenden Jahr deutlich überversorgt. Für Heizölkunden ist das ein großer Fortschritt: Vor rund einem Jahr zahlten sie in München 110 Cent pro Liter – bei 3000 Litern Bestellung. Heute sind es 92 Cent. Das Sparpotenzial könnte in den kommenden Tagen sogar noch wachsen, glaubt Oliver Klapschus, Chef des Vergleichsportals Heizoel24: „Der Abwärtstrend an den Märkten für Rohöl, Gasöl und auch Heizöl ist intakt. Gleichzeitig ist die Nachfrage aus China anhaltend schwach“. Auch eine „immens hohe Nachfrage“ nach Heizöl im August und September habe den Trend nicht brechen können. „Für Verbraucher sieht es gerade so gut aus wie lange nicht. Wer gut spekuliert, kann Heizöl vielleicht sogar unter 90 Cent den Liter kaufen.“ Dafür müsste man den Markt aber beobachten: „Wenn die Preise nach oben gehen, tun sie das erfahrungsgemäß schnell.“ Für die Familie im Einfamilienhaus ist die Ersparnis heute schon hoch: Heute kann sie 3000 Liter für 2760 Euro kaufen, 2023 war es für die gleiche Menge 3300 Euro. Die Ersparnis: 540 Euro.

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