Geld verdienen mit einem Aktienindex: Beim klassischen ETF wird der Index einfach eins zu eins nachgebildet (passiv), bei sogenannten aktiven ETF werden die Aktien eines Index neu gewichtet. © Fabian Sommer, dpa
In der Finanzwelt sind sie derzeit das Gesprächsthema Nummer eins: aktive ETFs. Zwar ist der Markt für den jüngeren Bruder herkömmlicher Indexfonds noch relativ klein, wächst aber beachtlich. Der Zeitschrift „Capital“ (Ausgabe 7/2024) zufolge hat er sich in den vergangenen fünf Jahren jeweils verdoppelt, während das Volumen passiver ETFs gerade einmal um 20 Prozent jährlich gewachsen ist. Lohnt es sich also, auf den Zug aufzuspringen? Wir klären die wichtigsten Fragen.
Was sind aktiv gemanagte ETFs?
Das sind Anlageprodukte, die sich zwischen herkömmlichen – also passiven – ETFs und klassischen Fonds platzieren. „Im Gegensatz zu den passiven ETFs, die einfach einen Index nachbilden, versuchen aktiv gemanagte ETFs durch gezielte Titelauswahl und eine aktive Anlagestrategie eine höhere Rendite als der Markt zu erzielen“, sagt Stefan Witt von der Finanzberatung Finum Private Finance. Das ist ihnen mit der Anlagestrategie klassischer Fonds gemein. Der Unterschied: Aktive ETFs greifen bei der Titelauswahl auf die Aktien des Index zurück. Dank Über- oder Untergewichtung einzelner Titel soll die Performance gegenüber dem vergleichbaren Passiv-ETF steigen.
Welche Vor- und Nachteile bringen diese Produkte gegenüber klassischen Fonds und ETFs mit sich?
Häufig heißt es, die aktiven ETFs vereinen das Beste aus zwei Welten: „Günstiges, weil kosteneffizientes Handling in einem transparenten Rahmen gepaart mit der Expertise eines aktiven Managements“, sagt Markus Lautenschlager, Portfoliomanager bei BV & P Vermögen. Kritiker sagen: alter Wein in neuen Schläuchen. „Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte“, so der Anlageexperte. Gegenüber passiven ETFs hätten aktive ETFs zumindest die Chance, besser als der Markt abzuschneiden. Außerdem könnten durch die Flexibilität in der Anlage spezifische Themen- oder Nischenmärkte abgedeckt werden, was beim passiven Indexing nicht möglich sei. Diese Flexibilität, die aktive Auswahl und die möglicherweise häufigeren Käufe und Verkäufe bezahlen Anleger mit höheren Gebühren. Auch in dieser Disziplin ordnen sich aktive ETFs zwischen den beiden Vergleichsprodukten ein. „Aktiv gemanagte ETFs sind im Schnitt deutlich billiger als aktiv gemanagte Fonds, aber oft merklich teurer als viele breit diversifizierte passive ETFs auf gängige Indizes, die es für 0,03 bis 0,12 Prozent pro Jahr gibt“, sagt Honorar-Finanzanlagenberater Michael Ritzau von der Südbadischen Honorarberatung. Zum Vergleich: Die laufenden Kosten aktiv gemanagter ETFs liegen in der Regel irgendwo zwischen 0,2 und 1,0 Prozent, die aktiv gemanagter Fonds eher zwischen 0,8 und 2,5 Prozent.
Gibt es einen weiteren Makel?
Ja. „Die Liquidität dieser Produkte ist manchmal noch sehr unbefriedigend“, sagt Lautenschlager. Das kann gegenüber den Vergleichsprodukten bei Käufen und Verkäufen zu größeren Preisabweichungen führen. Das ist vor allem für diejenigen Anleger ein Problem, die größere Kauf- und Verkaufsvolumen bewegen.
Kann es für Privatanleger sinnvoll sein, aktive ETFs ins Portfolio aufzunehmen?
Michael Ritzau hält zumindest einige der kostengünstigen aktiven ETFs mit 0,2 bis 0,25 Prozent laufenden Kosten als Beimischung im Portfolio für durchaus erwägenswert – auch wenn er skeptisch ist, ob deren Anlagestrategie sich wirklich in einer besseren Rendite niederschlägt. Von teureren aktiven ETFs rät er ab. Anhand eines Rechenbeispiels zeigt er, warum: Angenommen, ein Anleger möchte 20000 Euro zu einer jährlichen Bruttorendite von 5 Prozent investieren und das Geld 20 Jahre lang liegen lassen. Wählt er für sein Investment einen aktiven ETF mit laufenden Kosten von 0,5 Prozent pro Jahr aus, kämen dabei am Ende 2500 Euro weniger Gewinn nach Steuern rum, als wenn er einen passiven ETF mit 0,1 Prozent laufenden Kosten gewählt hätte. Auch Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern rät Privatanlegern eher vom Investment in aktive ETFs ab. Er sagt, Normalanleger könnten mit klassischen ETFs eine auskömmliche Gesamtrendite erzielen. Die gezielte Gewichtung einzelner Titel bei aktiven ETFs führte im Zweifel eher zu einer Renditeminderung. Immerhin birgt die aktive Auswahl gegenüber der passiven immer das Risiko, dass der Verwalter mit seiner Erwartung falschliegt. Die Statistik belegt: Die wenigsten Fondsmanager sind dazu in der Lage, die jeweilige Benchmark zu schlagen.
Wie groß ist das Angebot?
Merten Larisch zufolge haben deutsche Anleger derzeit die Auswahl zwischen rund 150 aktiven ETFs. Demgegenüber steht ein Angebot von etwa 2500 Passiv-ETFs.
Worauf sollten Interessierte achten?
Vor allem die Anlagestrategie eines aktiv gemanagten ETFs sollten Verbraucher hinterfragen, rät Portfoliomanager Lautenschlager. Nur so könne man den eventuellen Vorteil gegenüber einem passiven Investment ausmachen. Außerdem sollte man darauf achten, dass die Kosten möglichst gering sind. Ferner sollten Interessierte auf eine gute Handelbarkeit der Wertpapiere Wert legen. Ein gutes Indiz dafür: eine hohe Liquidität, also ein möglichst großes verwaltetes Vermögen des aktiven ETFs.