Brettspiele, die Spaß machen

von Redaktion

Deutsche grübeln auch im Erwachsenenalter gerne über einem Brettspiel. Hunderte Neuheiten jährlich machen die Auswahl nicht leicht. Licht ins Dickicht bringen folgende Empfehlungen, die einen in manchmal nicht wirklich ferne Spielwelten abtauchen lassen.

Botanicus © 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren 45 Euro

Kuhfstein © 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahre 29 Euro

Die Gilde der fahrenden Händler © 1 bis 4 Spieler ab 14 Jahren 45 Euro

Mischwald © 2 bis 5 Spieler ab 10 Jahren 25 Euro

Die magischen Schlüssel © 2 bis 4 Spieler ab 6 Jahren 22 Euro

Jetzt ist wieder Saison für Gesellschaftsspiele. Jahr für Jahr erscheinen hunderte von neuen Spielen. Die kann man auf der Spielwiesn ausprobieren. © dpa

Kuhfstein

„Kuhfstein“ (Verlag Schmidt Spiele) von Rita Modl heißt, wie es heißt, weil Kühe die Hauptrolle spielen. Aufgabe ist es, die Holzviecher punkteträchtig auf Landschaftsplättchen zu platzieren und die Marke von 65 Siegpunkten zu erreichen. Zwei von vier möglichen Aktionen hat jeder der zwei bis vier Kuhhirten ab acht Jahren pro Zug zur Verfügung.

Anfangs nimmt man meist Auftragskarten und Landschaften, die es als Wald, Wiese oder anderem gibt und puzzelt sie jeder für sich aneinander. Die Aufträge sagen, wie eine Landschaft aussehen muss, damit Milchvieh darauf grast. Holzkühe eigener Farbe dann auf ihrem Lieblingsterrain zu platzieren ist eine weitere Zugmöglichheit. Das bringt Punkte. Tiere möglichst geschlossen als Herde wieder zurück in den Vorrat zu nehmen, ist die letzte der vier Zugvarianten.

Das familiengerechte Legespiel mit recht ansprechendem Material ist verzwickter, als es sich anhört. Auf jeder Landschaft darf nur eine Kuh stehen. Die eigene Auslage so zu gestalten, dass sie zu möglichst vielen Aufträgen passt, ist eine Kunst, die man erst nach einigen Partien beherrscht. Da eine solche selbst in voller Besetzung selten mehr als 45 Minuten dauert, kommt „Kuhfstein“ erfahrungsgemäß oft auf den Tisch. Es kostet knapp 30 Euro.

Magische Schlüssel

Mit 15 Minuten noch schneller spielt sich „Die magischen Schlüssel“ (Game Factory) von Arno Steinwender und Markus Slawitschek. Der Titel ist Programm. Dazu kommt eine mit roten Klunkern randvoll gefüllte, aber verschlossene Schatzkiste sowie ein geschlängelter, mit Schlüsseln gesäumter Weg zu einer Burg.

Damit ist der Zielgruppe Kind (zwei bis vier Jungspieler ab sechs Jahren) intuitiv klar, worum es geht: Schlüssel sammeln, Kiste öffnen, Edelsteine horten. Dazu würfelt man sich auf dem Parcours mit drei Spezialwürfeln vorwärts. Zwei ihrer sechs Seiten zeigen ein Schnarchsymbol. „Schnarchen“ alle drei Würfel, hat man zu viel riskiert. Der Zug endet ertragslos. Wer rechtzeitig aufhört, kann einen Schlüssel nehmen, in die Kiste stecken und umdrehen. Nicht alle Schlüssel öffnen sie. Die falschen sind ein Fall für den magischen Brunnen. Mit ihnen weckt man dann schnarchende Würfel auf, was den eigenen Zug verlängert.

Das Kinderspiel des Jahres 2024 besticht durch hohen Aufforderungscharakter. Gespielt wird wie auf einem Podest sehr praktisch im Schachtelboden. Alles ist aufgeräumt und übersichtlich. Erwachsene mögen über Edelsteine, Kiste und Schlüssel aus Plastik die Nase rümpfen. Kindern ist das egal. Frustpotenzial durch nicht sperrende Schlüssel wird gekonnt entschärft, weil sie im magischen Brunnen gebraucht werden. Am Preis von 30 Euro kann man nicht meckern.

Mischwald

Zu einem auch lehrreichen Waldspaziergang verführt „Mischwald“ (Lookout) von einem Autor, der sich schlicht Kosch nennt. Das Spiel mit Karten ist kein Kartenspiel. Denn es wird nicht getrumpft und gestochen. Vielmehr legt jeder vor sich einen heimischen Wald mit Tieren und Pflanzen mittels Karten aus. Ein Zug ist denkbar einfach. Entweder zwei Karten ziehen oder eine Karte legen. Der Teufel des Anspruchs steckt im Detail.

Welche Tiere und Pflanzen ergänzen sich zu einem harmonisch-punkteträchtigen Ganzen? Hinweise darauf geben Symbole auf den Karten. Das bedeutet, dass man erst einmal seine sechs Startkarten studiert und später die in der Lichtung, wie das Angebot zum Nachziehen genannt wird. Wie man auf viele Punkte kommt, ist learning by doing. Auch grafisch punktet das Spiel für zwei bis fünf Waldspaziergänger ab zehn Jahren, das dieses Jahr den Deutschen Spielepreis errungen hat.

Siegpunkte werden zudem nicht willkürlich vergeben, sondern der echten Natur nachempfunden. Am Ende einer einstündigen Partie weiß dann auch ein Stadtbewohner, wie eine Buche aussieht oder ein Schillerfalter. Das Kennerspiel für preisgünstige 25 Euro macht Lust auf mehr, auch einen Ausflug in den Wald.

Die Gilde der fahrenden Händler

In ganz andere Gefilde führt „Die Gilde der fahrenden Händler“ (Skellig Games) vom Autorenduo Matthew Dunstan und Brett Gilberts. Es beginnt schon zu fesseln, wenn jeder seinen Spielplan einer unbekannten Welt vor sich auslegt. In dessen Mitte liegt als Startpunkt die Hauptstadt. Umgeben ist sie – alles in Form von Sechseckfeldern – von Grasland, Wüste, Bergen und viel Wasser.

Von der Startstadt aus bauen alle zugleich mit Holzwürfeln ihre Handelsrouten. Niemand muss also warten, bis andere ihre Züge beendet haben, was sich sehr angenehm anfühlt. Spielmotor sind Landschaftskarten, die das Belegen entsprechender Landschaften mit Holzwürfeln erlauben. Auf diese Art entstehen Wege und man erreicht Münz- oder Ruinenfelder mit Schätzen. Man kann auch Handelsorte miteinander verbinden, was viele Siegpunkte bringt oder für Aufträge wichtige Felder. Alles, was man tut, fühlt sich nach richtigem Entdecken an. Auch wenn es nur im Wohnzimmer passiert.

Werden fremde Landschaften komplett erkundet, darf man dort ein Dorf bauen, das in späteren Zügen als alternativer Startpunkt dient. Das macht das Entdecken taktisch. Wo errichte ich am besten einen Brückenkopf? Nach und nach ins Spiel kommende individuelle Erforschungskarten sorgen dafür, dass sich die Wege rasch trennen. Noch mehr Abwechslung bringen vier verschiedene Spielpläne jeweils mit Regelvarianten ins Spiel. 14 Jahre sollten die ein bis vier Mitstreiter alt sein. Hat man ein paar Partien hinter sich, dauert das Ganze eine knappe Stunde, anfangs länger. Der Preis von 45 Euro ist angemessen.

Botanicus

Voll im Trend liegt „Botanicus“ (Hans im Glück) von Vieri Masseini und Samuele Tabellini. Denn Spiele, für die man einen grünen Finger braucht, sind gerade angesagt. Botanicus beinhaltet zwei Regelvarianten für zwei bis vier Personen ab zehn Jahren. In der einfacheren Version ist es ein gehobenes Familienspiel, in der anspruchsvolleren eher eines für Kenner. Beiden Varianten gleich ist, dass jeder auf seinem Tableau einen botanischen Garten anlegt.

Schon optisch ist das ansprechend und das Thema stimmig umgesetzt. Setzlinge, Wasser in Gießkannen und anderes geholt wird mittels Chips und Aktionsfeldern auf einem gemeinsamen Spielplan. Um das dort Organisierte auf dem eigenen Garten-Tableau optimal und punktebringend einsetzen zu können, bedarf es einiger Überlegung. Schon in der Familienversion liegt Botanicus klar über dem Durchschnitt. Seine volle Pracht entfaltet es in der Expertenversion, mit der man aber tunlichst nicht beginnen sollte.

Immerhin muss man zwei Spielpläne im Auge behalten. Den allgemeinen, wo einem die Konkurrenz ständig alles streitig macht und den eigenen, wo es eine eigene Kunst ist, ein oder zwei Gärtner an die richtigen Stellen zu manövrieren. Siegpunkte gibt es vor allem für das Erfüllen von Auftragsarten und das Anlegen möglichst wertvoller Beete. Eine Partie dauert eine spannende Stunde, zu zweit weniger, in der Expertenversion mehr. Da das Spiel ohne Plastik auskommt und das gesamte Material in Pappkartons verpackt wird, ist es auch von daher grün. Es kostet 45 Euro.

Spielwiesn in Augsburg

Als größte Veranstaltung für Gesellschaftsspiele im süddeutschen Raum öffnet die 31. Spielwiesn dieses Jahr vom 8. bis 10. November ihre Pforten in der Messe Augsburg. Erwartet werden diesmal mehr als die 15 000 Besucher des Vorjahrs. Für Spielwütige zur Verfügung stehen über 4000 Spiele, darunter hunderte Neuheiten und 2200 Spielplätze zum Ausprobieren derselben. Über 80 ehrenamtliche Helfer erklären die Regeln. Dazu kommen über 100 Aussteller, ein Plus von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auftakt macht der Freitag mit einer Nacht der langen Spiele von 13 bis 23 Uhr. Samstag ist von 10 bis 19 Uhr geöffnet, Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Eine Tageskarte kostet pro Erwachsenen 15 Euro und ermäßigt unter anderem für Kinder bis 17 Jahren zehn Euro.

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