Sowohl in Deutschland als auch in China enttäuscht die Wachstumsdynamik seit rund zwei Jahren. Beide leiden unter der anhaltenden globalen Industrierezession mit der Folge einer stetig sinkenden Exportnachfrage. Weltweit um sich greifende Handelsrestriktionen sind zudem Gift für die stark auf den Außenhandel fokussierten Geschäftsmodelle beider Volkswirtschaften.
Doch auch individuelle Strukturprobleme wirken negativ. In China konsolidiert der wichtigste Wachstumstreiber der Vor-Coronazeit, die Immobilienwirtschaft. Zudem sorgen zunehmende politische Risiken angesichts einer starken Machtkonzentration bei Staatschef Xi Jinping und die Gefahr geopolitischer Eskalationen für zurückhaltende Investitionen. In Deutschland hingegen bremsen zu hohe Energiepreise und Lohnnebenkosten, der Arbeitskräftemangel und die fehlende Planungssicherheit insbesondere mit Blick auf die Wirtschaftspolitik. Wiederum beiden Regionen gemein ist, dass der private Konsum bisher einfach nicht anspringen will. Den Menschen fehlt eine klar positive Zukunftsperspektive. Sie sparen aus Vorsicht, anstatt zu konsumieren.
Doch mittlerweile ist der Druck so groß geworden, dass sich die deutsche und die chinesische Regierung in der Pflicht sehen, ihre jeweilige Wirtschaft stärker zu unterstützen. In China resultierte das Bemühen in einer Vielzahl geld- und fiskalpolitischer Maßnahmen, um den Verfall der Immobilienpreise zu stoppen, den Aktienmarkt zu stützen und die privaten Konsumausgaben anzukurbeln. Und in Deutschland ist mittlerweile auch in der Politik die Erkenntnis gereift, dass Unternehmen entlastet werden müssen, um deren Investitionsbereitschaft am heimischen Standort zu erhöhen. Entsprechend forsch formulierten zuletzt Bundeskanzler Scholz auf dem deutschem Arbeitgebertag und Wirtschaftsminister Habeck bei der Vorstellung seiner „Impulse für eine Modernisierungsagenda“ ihre Forderungen nach Bürokratieabbau und Investitionsförderung. Es bleibt abzuwarten, ob die avisierten Maßnahmen tatsächlich zeitnah umgesetzt werden. Immerhin deuten Umfragen unter Unternehmen, bspw. das ifo-Geschäftsklima, eine Stabilisierung der Stimmungslage auf allerdings noch sehr niedrigen Niveaus an.
In der kommenden Woche stehen vor allem für die künftige geldpolitische Ausrichtung in den USA und Europa relevante Daten auf der Veröffentlichungsagenda. Dabei liegt der Fokus auf der Oktoberinflation für einige europäische Staaten sowie den PCE-Inflationsdaten und dem Arbeitsmarktbericht in den USA. Für die US-Volkswirtschaft kann weiterhin von einer nur moderaten Konjunkturabkühlung ausgegangen werden. Entsprechend dürfte der Preisdruck höher bleiben und es ist nicht sicher, ob die US-Notenbank Fed tatsächlich wie derzeit erwartet noch zwei weitere Leitzinssenkungen in diesem Jahr umsetzen wird. Die generelle Perspektive weiter sinkender Zinsen zusammen mit anhaltenden geopolitischen Risiken könnte jedoch dem Goldpreis weiteren Anschub verleihen, der in diesem Jahr bereits ein Rekordhoch nach dem anderen markierte.