„Haben Sie Payback-Karte?“ Das ist eine häufig gestellte Frage in deutschen Supermärkten. Geschenkt wird einem aber nichts. © Andrew Lozovyi/Panthermedia
München – Vier Wochen lang haben Penny-Kunden zehn Prozent Rabatt auf den Einkauf bekommen – wenn sie sich die Penny-App heruntergeladen, Coupons aktiviert und den Vorteilscode an der Kasse gescannt haben. Das Ziel: die Kunden langfristig vom Sparvorteil mit der App zu überzeugen. Jede Woche gibt es in der Penny-App neue Angebote: Das Waschpulver kostet drei Euro weniger, die Schokolade gibt es für 0,88 statt 1,49 Euro und beim Lachs sparen die Kunden 18 Prozent. Nach einem Jahr kennt der Supermarktbetreiber die Lieblingsschokolade. Vielen Kunden ist das nicht bewusst.
Ob Drogerie, Schuhladen oder Technik – es gibt kaum mehr ein Unternehmen ohne Kundenkarte. Die meisten sind mittlerweile auf eine App umgestiegen, aber das Modell ist dasselbe. Etabliert haben sich zwei Kartensysteme. Die einfache Kundenkarte wird vom Händler selbst herausgegeben, wie jetzt bei Penny. Bis zum Jahresende ist der Discounter zusätzlich noch bei der zweiten Variante beteiligt. Marktstarke Unternehmen verschiedener Branchen haben ein gemeinsames Bonusprogramm. Bekannt sind Payback und DeutschlandCard. Kunden können mit einer Karte alle möglichen Produkte günstiger einkaufen. Zum Jahresende wechseln Edeka und Netto von DeutschlandCard zu Payback. Sie ersetzen Rewe und Penny, die auf ihr eigenes Bonusprogramm umsteigen.
Kaum Sparvorteil für Kunden
Bei Payback erhält der Kunde automatisch für jeweils zwei Euro Einkaufswert einen Punkt. Im Kundenkonto können die Kunden ihren Punktestand ansehen. Ab 200 Punkten können die Kunden diese einlösen und in Guthaben oder Payback-Prämien umwandeln. Das klingt im ersten Moment nach einem super Sparvorteil. Das ist es aber nicht, erklärt Simone Bueb, Referentin für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Bayern. „Im Schnitt sparen sich die Kunden etwa zwei Prozent mit der Kundenkarte“, sagt sie.
Das Gleiche gelte für die einfache Kundekarte. „Die Sparvorteile verleiten zum Konsum.“ Kunden kaufen Produkte, die sie gar nicht brauchen, weil sie gerade im Angebot sind. Für andere Produkt, die gerade nicht günstiger sind, zahlen die Kunden den normalen Preis.
Hinzu kommt: Die zwei Prozent schenken die Unternehmen ihrer Kundschaft nicht. „Die Kunden zahlen mit ihren Daten“, sagt Bueb. „Die Unternehmen sind nicht ohne Gegenleistung so freundlich.“ Wer beim Einkauf seine Kundenkarte vorlegt, ist nicht mehr anonym. Aus den persönlichen Angaben, die Kunden beim Kartenantrag freiwillig gemacht haben, können Unternehmen mit den Umsatzdaten Nutzungs- oder sogar Kundenprofile erstellen. Je öfter Kunden ihre Rabattkarten einsetzen, desto genauer können die Betreiber das Konsumverhalten beobachten und Prognosen aufstellen.
Der Rabattkartenbetreiber muss in den Datenschutzhinweisen aufklären, wofür er die Daten verwenden will. Die Karteninhaber müssen erfahren, welches Unternehmen welche Daten zu welchen Zwecken speichert und nutzt. Außerdem ist ein Hinweis erforderlich, welche Folgen es hat, wenn die Inhaber die Einwilligung verweigern.
Grundsätzlich können Name und Adresse von Kunden für Werbezwecke verwendet werden, solange sie nicht widersprechen. Sollen hingegen Telefonnummer oder E-Mail-Adresse für spätere Werbung verwendet, genutzt oder weitergegeben werden, braucht es eine besondere Einwilligung. „Immer so wenige Informationen wie möglich ausfüllen“, sagt Bueb.
Für Marktanalysen und zu Werbezwecken wollen Unternehmen häufig weitere Informationen wie Familienstand, Haushaltsgröße, Einkommen, Beruf oder Hobbys wissen. Aber auch hier gilt: Wer solch persönliche Daten nutzen will, muss darüber aufklären und eine separate Einverständniserklärung vorweisen.
Datenschutz ist undurchsichtig
Setzt der Kunde die Karte beim Einkauf ein, dürfen Ort und Zeitpunkt des Kaufs, Preis der Ware oder Dienstleistung und Rabatthöhe sowie Anzahl der Bonuspunkte gespeichert werden.
Welche Ware im Einkaufskorb gelandet ist, geht den Kartenbetreiber dagegen nichts an – es sei denn, der Kunde stimmt ausdrücklich zu. „Aber es ist nicht durchsichtig, wo die Informationen landen“, sagt Bueb. „Viele Kunden bekommen personalisierte Werbung, obwohl sie nicht eingewilligt haben.“ Wer beim Datenschutz auf Nummer Sicher gehen will, sollte im Zweifel die Finger von Rabattkarten lassen.