Vergessen Sie mal für einen Augenblick die Aktien von Volkswagen und denken über argentinische Euro-Staatsanleihen nach. Diese bieten etwa zehn Prozent Rendite im Jahr (so denn Argentinien nicht wieder Insolvenz anmelden muss). Im Februar dieses Jahres veröffentlichte die OECD ihre Prognose zur Wirtschaftsentwicklung der G20-Staaten. Dabei erreichte Deutschland den vorletzten Platz, Argentinien war letzter. Bemerkenswert ist, dass die jeweiligen Regierungen mit komplett gegensätzlichen Strategien gegen die Krise angehen.
Über das planwirtschaftliche Vorgehen von Olaf Scholz (Doppelwumms) und Robert Habeck (grünes Wirtschaftswunder) können Sie jeden Tag genug in den Zeitungen lesen, daher will ich hier das Gegenmodell des argentinischen Präsidenten Javier Milei beleuchten (Kettensäge). Milei ist jetzt gut ein Jahr im Amt und in dieser kurzen Zeit passierte Unglaubliches. Die einst dramatische Inflation sinkt stark, die Reallöhne steigen mit zunehmender Dynamik, das einst hohe Haushaltsdefizit ist nicht nur gesunken, sondern beseitigt, die Risikoaufschläge für argentinische Anleihen haben sich halbiert – vor einem Jahr galt das Land noch als bankrott und nicht reformierbar, jetzt entsteht bei der arbeitenden Bevölkerung und Investoren regelrechte Aufbruchstimmung.
Das Geheimnis seines Erfolges ist einfach: Er stutzt den Staat auf das Notwendige zurecht, Behörden die für die Bürger jahrelang keinen erkennbaren Mehrwert geliefert haben, werden einfach abgeschafft. Die Zahl der Ministerien wurde halbiert, zehntausende Beamte entlassen. Statt Überregulierung und Subventionen wird den Bürgern wieder eigenverantwortliches Handeln zugetraut und zugemutet.
Wie stark ein solcher Paradigmenwechsel wirkt, zeigte sich exemplarisch an der Wohnungsnot. Diese galt als dramatisch und je mehr der Mietmarkt reguliert wurde, umso schlimmer wurde es. Javier Milei hat stattdessen gesetzliche Verbote von Mieterhöhungen und Kündigungen gestrichen. In der Folge hatte wieder jeder Wohnungseigentümer Lust zu vermieten und das Angebot an Mietwohnungen stieg um 170 Prozent. Die durchschnittlichen Mieten in Buenos Aires sind inflationsbereinigt seit dieser Deregulierung um 40 Prozent gefallen.
Die „Financial Times“ schreibt: „Mileis Resultate überraschen die Skeptiker“. In der Tagesschau hingegen findet man nur abwertende Beiträge zu Milei, der als „ultrarechts“ und „reaktionär“ „gegen die Demokratie wettert“. Letzteres ist kein Wunder, Milei schafft Behörden ab, falls sie nicht reformierbar sind. Was er damit meint, sieht man exemplarisch an den Versuchen einer Reform des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Dort kann man nur hoffen, dass Mileis radikal wirtschaftsliberales Vorgehen keine Freunde in Deutschland findet.