Wer mit dem Festnetz telefoniert und dabei günstige Vorwahlen (siehe Tabelle links oben) nutzt, muss sich ab dem neuen Jahr umstellen. Denn Call-by-Call gibt es ab Januar nicht mehr. © Milkos
Ein äußerst beliebtes Verfahren zum günstigen Telefonieren wird abgeschaltet. Zum Jahresende 2024 ist Call-by-Call nach mehr als 25 Jahren Geschichte. Das betrifft auch unsere Telefontabelle. Wir erklären, was hinter dem Aus steht und wie Kunden sich jetzt verhalten sollten.
Was ist Call-by-Call?
Hinter dem englischen Begriff (etwa von Anruf zu Anruf) steckt ein Verfahren, mit dem man über einen anderen Anbieter telefonieren kann als denjenigen, der das Telefon angeschlossen hat. Bis 1997 stellte in Deutschland im Wesentlichen die Deutsche Telekom als Monopolist die Anschlüsse und das Netz bereit. Sie kassierte auch die Telefongebühren. Call-by-Call eröffnete anderen Anbietern die Chance, das Festnetz der Telekom zu nutzen, aber günstigere Tarife anzubieten. Der Bundestag hatte die Gesetze entsprechend geändert. Ziel war, das Monopol der Telekom zu brechen und mehr Wettbewerb zuzulassen. In der Folge sollte Telefonieren günstiger und besser werden. Das Verfahren galt zunächst nur für Fern-, später dann auch für Ortsgespräche.
Wie funktionierte das Verfahren?
Um günstig über einen Call-by-Call-Anbieter zu telefonieren, musste man vor der normalen Nummer die fünf- oder sechsstellige Vorwahl des entsprechenden Anbieters wählen (010xy oder 0100xy) oder eine entsprechende Nummer fest voreinstellen. Dann lief das Gespräch zu dessen Konditionen. Abgerechnet wurde meist über die Telefonrechnung der Telekom.
Warum waren die Konkurrenten so günstig?
„Die alternativen Anbieter konnten ihren Kunden vor allem durch effiziente und schlanke Strukturen einen äußerst günstigen Minutenpreis anbieten“, sagt Frederic Ufer, Geschäftsführer des VATM. In dem Verband sind die Konkurrenten der Telekom organisiert. „Dazu kauften sie zu einem regulierten Minutenpreis bei der Deutschen Telekom ein und gaben diesen mit einem minimalen Aufschlag an ihre Kunden weiter. Attraktiv wurde dieses Geschäftsmodell durch das große Kundeninteresse und entsprechend hohe Margen.“ Den regulierten Preis setzte die Bundesnetzagentur fest.
Warum wird Call-by-Call abgeschaltet?
Weil Call-by-Call sehr erfolgreich war, ist es jetzt überflüssig. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur fiel der Preis pro Minute Ferngespräch von 30,5 Cent tagsüber 1997 binnen sieben Jahren auf 1,7 Cent. Für Auslandsgespräche sank er in der Zeit von 50 auf unter zwei Cent. 2004/5 nutzten die Kunden für gut ein Drittel aller Gesprächsminuten über das Festnetz eine Call-by-Call-Nummer, 2023 waren es nur noch 1,56 Prozent. Zudem setzten sich zunehmend Pauschaltarife, sogenannte Flatrates, durch: Im Monatspreis sind dabei unbegrenzt Freiminuten enthalten. Das macht Call-by-Call unattraktiv. Bereits 2019 hatte die Bundesnetzagentur die Telekom aus der Regulierung entlassen, der VATM handelte mit dem ehemaligen Monopolisten dann noch Verträge aus. Die letzte Verlängerung endet am 31. Dezember um 23.59 Uhr.
Was passiert, wenn ich am 1. Januar eine Call-by-Call-Vorwahl nutze?
Die entsprechenden Anbieter, zuletzt waren es um die 50, schalten ihre Vorwahlnummern ab. Wer eine der Nummern wählt, „wird per Telefonansage darüber informiert, dass dieser Dienst nicht mehr zur Verfügung steht“, sagt VATM-Geschäftsführer Ufer. Gespräche werden nicht mehr verbunden. Die Telekom empfiehlt deshalb, die Call-by-Call-Vorwahlen aus dem Telefonbuch des Telefons, des Internetrouters oder der Telefonanlage zu löschen. Direkte Gespräche ohne die besonderen Vorwahlen sind wie üblich möglich – zu Telekom-Konditionen.
Und jetzt?
Sollte man seinen Telefonvertrag überprüfen. Ohnehin sollte man alle paar Jahre schauen, ob die Konditionen noch passend sind. In manchen sehr alten Verträgen aus Bundespost-Zeiten ist noch eine Telefonmiete vereinbart, die weiterläuft, solange man den Vertrag nicht kündigt – unabhängig davon, ob man tatsächlich noch ein Bundespost-Tastentelefon nutzt. Und wenn, sollte es inzwischen abbezahlt sein. Sowohl die Telekom als auch Konkurrenten wie Vodafone, 1&1 und Kurpfalztel bieten Verträge mit Pauschalpreisen für Telefonate ins Festnetz und auch ins Mobilfunknetz an. Oft eingeschlossen sind einzelne Nummern ins Ausland, die man dann kostenlos anrufen kann – etwa die Nummer der Tochter in Straßburg oder des Enkels in Rom. Möglicherweise lässt sich bei Bedarf auch für weitere Auslandsnummern ein Pauschalpreis aushandeln. Manche Verträge verknüpfen zudem Telefon, Internet und Fernsehen, was insgesamt günstiger sein kann, als einzelne Verträge abzuschließen.
Welche anderen Möglichkeiten gibt es?
Manchmal rechnet es sich auch, nur ein Mobiltelefon zu nutzen und ganz auf das Festnetz zu verzichten. Viele Mobilfunkfirmen bieten dafür Pauschalraten. Zudem ist man immer und überall unter derselben Nummer erreichbar. Moderne Mobiltelefone können allerdings mehrere hundert Euro kosten. Dann gibt es noch verschiedene Programme, die auf Computer, Tablet und Mobiltelefon laufen, und über die man kostenlos telefonieren kann, sogenannte Kurznachrichtendienste wie Whatsapp, Telegram, Signal und Facetime etwa. Dafür ist ein Internetzugang nötig. Zudem lassen sich Videotelefonate über Programme wie Teams, Webex oder Zoom führen – von Mannheim nach Heidelberg oder rund um den Globus, immer kostenlos. Nicht alle lassen Dauer(video)telefonate zu: Manche dieser Programme beschränken, wie lange man sie nutzen kann.