DIE BÖRSENWOCHE

Anleger blicken auf Amerika

von Redaktion

Die Amtsübernahme durch Donald Trump wird die Börsen in den nächsten Wochen beschäftigen. © SPENCER PLATT, afp

An den internationalen Kapitalmärkten hat das neue Jahr begonnen, wie das alte endete – mit einer gewissen Orientierungslosigkeit. Nach den erwarteten Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank Fed Mitte Dezember fehlten weitere Impulse. Folglich tendierten viele Aktienindizes bis zum Jahresende nur noch seitwärts oder verloren leicht, während die Zinsen in der Eurozone bei längeren Laufzeiten zulegten. Einzig beim Euro kam es zu größeren Kursbewegungen. Gegenüber dem US-Dollar wertete die Gemeinschaftswährung auf knapp 1,04 EUR/US-Dollar ab.

Die fehlenden klaren Trends dürften auch auf die am 20. Januar anstehende Übernahme des US-Präsidentenamts durch Donald Trump zurückzuführen sein. Zwar wird mit einem wirtschaftsfreundlichen Kurs der neuen Administration gerechnet. Allerdings besteht das Risiko, dass erratische politische Entscheidungen zumindest zwischenzeitlich für Unsicherheit sorgen.

Besonders im Fokus steht dabei die mögliche Eskalation von Handelskonflikten mit teils drastischen Zollanhebungen und aus europäischer Sicht der Umgang Trumps mit dem Ukraine-Konflikt. Dabei wäre eine deutliche Reduktion der militärischen und finanziellen Unterstützung für die Ukraine ein Belastungsfaktor, der die europäische Politik unter Zugzwang setzen würde.

Es wäre fraglich, ob Europa zeitnah dazu in der Lage wäre, die ausfallende US-Hilfe auszugleichen. Andererseits könnte die Aussicht auf ein Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen positiv auf die Börsen wirken, denn neben dem Wegfall der seit Anfang 2022 anhaltenden Unsicherheit angesichts des Krieges in unmittelbarer Nähe dürften europäische und US-Unternehmen vom Aufbau zerstörter Infrastruktur profitieren. Nicht zuletzt könnten auch das Timing und die Höhe der nächsten Zinsschritte der Fed durch politische Entscheidungen beeinflusst werden, denn Zollanhebungen würden preisniveausteigernd wirken. Die Markterwartungen liegen entsprechend vorsichtig bei einer Leitzinssenkung im Mai und nur einer weiteren im Dezember.

Kurzfristig bleibt für Anleger – abgesehen von individuellen Unternehmensnachrichten – nur der Blick auf die kommenden volkswirtschaftlichen Daten. In der nächsten Woche stehen die ersten Schätzungen der Dezember-Inflationsdaten für die Eurozone und einige Mitgliedsstaaten auf der Agenda. Es ist von einem moderaten Anstieg der Verbraucherpreise knapp über dem EZB-Ziel von 2 Prozent zu rechnen. In den USA werden am Freitag die Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Die bisher leichte Abkühlung der US-Konjunktur resultierte zuletzt in einem nur moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Sollte es nicht überraschenderweise zu größeren Abweichungen kommen, dürfte der Einfluss beider Daten auf die Börsen jedoch eher gering bleiben. Die Schwäche des Euro dürfte sich vorerst fortsetzen, denn sowohl Handelskonflikte als auch der Ukraine-Krieg und die Aussicht auf weniger stark sinkende US-Zinsen sprechen für den Dollar.

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