Die Orange ist eine Kreuzung aus Mandarine und Pampelmuse. Hätten Sie´s gewusst? © Felix Zahn, dpa
Wer an den Feiertagen insgeheim den Kopf über die eigene Verwandtschaft schütteln musste, war sicher nicht alleine damit. Auch im Pflanzenreich gibt es komplizierte Familienverhältnisse, etwa bei den Zitrusfrüchten.
Ihre Ursprünge werden an den südöstlichen Hängen des Himalaya vermutet. Im ersten Jahrhundert nach Christus erreichte die erste Vertreterin den Mittelmeerraum: die Zitratzitrone. Die ovalen, gelben Früchte mit ihrer knubbeligen, extrem dicken Schale und dem intensiven Duft werden heute vor allem zur Gewinnung von Zitronat genutzt und spielen wirtschaftlich nurmehr eine untergeordnete Rolle.
Dennoch bildet die Zitratzitrone gemeinsam mit Mandarine und Pampelmuse den Ausgangspunkt für die Vielzahl an essbaren Zitrusfrüchten, die wir heute kennen. Sie sind aus unterschiedlichsten Kreuzungen entstanden. Auch immer genauere Analysen des pflanzlichen Erbguts machen die Verwandtschaftsverhältnisse der Zitrusfrüchte nicht unbedingt klarer – zu komplex sind die vielen verschiedenen Einkreuzungen.
Die heute am häufigsten angebaute Zitrusfrucht, die Orange, ist aus einer Kreuzung von Mandarine und Pampelmuse entstanden. Von den gleichen Elternpflanzen stammt die Bitterorange ab, auch Pomeranze oder Sevilla-Orange genannt. Anders als ihre süße Schwester schmeckt die Bitterorange herb und wird zur Herstellung von Orangeat, Orangenmarmelade und Likör verwendet.
Die Blutorange wiederum ist eine sehr saftige und kernarme Varietät der süßen Orange mit etwas kräftiger gefärbtem Fruchtfleisch. Auch die Mandarine wurde züchterisch immer weiter entwickelt. Typisch für sie ist die dünne Schale, ein leicht säuerlicher Geschmack und viele Kerne. Was wir umgangssprachlich als Mandarinen bezeichnen, sind meist Clementinen. Sie sind aus einer Kreuzung von Mandarinen mit Bitterorangen entstanden. Ihre Vorteile sind die dickere Schale, die sie länger haltbar macht, ein süßes Aroma und keine oder wenige Kerne im Inneren.
Tangerinen wiederum sind eine Mandarinensorte mit kleinen Früchten, kräftig orangeroter Schale und relativ wenig Kernen. Im Handel nimmt die Angebotsvielfalt immer weiter zu. Wer möchte, kann zum Beispiel Kumquats probieren, die kleinsten aller essbaren Zitrusfrüchte. Die süßen, leicht bitteren Früchte können mitsamt Schale und den weichen Kernen gegessen werden.
Trendsetter machen sich auf die Suche nach Yuzu. Die zitronenähnliche Frucht ist besonders aromatisch und schmeckt wie eine sehr fruchtige Grapefruit. Sie ist besonders in Japan beliebt und bei uns vor allem im gut sortierten Asia-Handel erhältlich. Die wohl teuerste Zitrusfrucht ist die Australische Fingerlimette, auch Kaviar-Limette genannt. Ihr perlenartiges Fruchtfleisch erinnert optisch und in seiner Konsistenz tatsächlich an Kaviar – ebenso wie die Preisgestaltung.
Zitrusfrüchte haben im Winter Hochsaison. Während in Deutschland der Obstbau ruht, reifen ab November bis in den März rund um das Mittelmeer vor allem Orangen, Mandarinen, Clementinen und Zitronen. Damit stammen sie natürlich nicht aus regionaler Erzeugung, sind aber dennoch ökologisch sinnvoller als Heidelbeeren und Himbeeren aus Südamerika. Nur Exoten wie die Limette kommen in der Regel ebenfalls von dort.
Trotz Schale sind Zitrusfrüchte druckempfindlich und beginnen schnell zu schimmeln. Um ihre Haltbarkeit zu verbessern, werden sie häufig gewachst und mit keimhemmenden Mitteln wie Thiabendazol behandelt. Dies muss auf dem Etikett angegeben sein. Beim Schälen gelangen die Pflanzenschutzmittel auf die Finger und weiter in den Mund. Wäscht man die Früchte vor dem Schälen mit heißem Wasser und reibt sie mit Küchenpapier ab, entfernt das einen Teil der anhaftenden Rückstände.
Bei Früchten mit dem Hinweis „Schale zum Verzehr geeignet“ ist die Belastung geringer. Zitrusfrüchte aus Bioanbau werden nicht chemisch behandelt. Sie sind meist auch kleiner, da im Ökolandbau keine synthetischen Düngemittel erlaubt sind. Bioware ist besonders zu empfehlen, wenn Kinder die Zitrusfrüchte selbst schälen möchten.