Welche Verbindungen gibt es ab München?
Wer seinen Urlaub in Italien am Mittelmeer verbringen möchte, kann den Nachzug nach La Spezia (über Mailand, Genua und die ligurische Küste) sowie den Nachtzug nach Venedig nehmen. Außerdem gibt es einen Nachtzug in die Hauptstadt Rom (über Bologna und Florenz). Wen es in den Norden zieht, kann mit dem Nachtzug von München nach Hamburg oder in die Niederlande nach Amsterdam reisen. Außerdem gibt es sonntags, dienstags und donnerstags einen Nachtzug nach Brüssel. Auch Reisen nach Osteuropa sind mit dem Nachtzug von München aus möglich: etwa in die polnische Hauptstadt Warschau, die ungarische Hauptstadt Budapest sowie die kroatische Hauptstadt Zagreb (siehe Grafik). Nicht alle Nachtzüge halten am Münchner Hauptbahnhof, einige halten nur am Bahnhof München Ost.
Welche Verbindungen sind aktuell von der Sperrung der Tauernstrecke in Österreich betroffen?
Das betrifft die Verbindungen nach Italien, also La Spezia, Rom und Venedig. Die ÖBB will die Verbindungen wieder ab dem 14. Juli ins Programm nehmen, das wäre noch rechtzeitig vor dem Beginn der bayerischen Sommerferien am 1. August.
Gab es in der Vergangenheit nicht auch eine Verbindung an die Adria in Kroatien?
Ja – in den Sommermonaten hatte die Kroatische Eisenbahngesellschaft (HŽ) in den vergangenen Jahren immer einen „EuroNight“ nach Rijeka über die Küstenstadt Opatija im Programm. Dabei wurde vom Nachtzug Stuttgart – München – Zagreb in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana ein Kurswagen abgekoppelt und von dort auf die Weiterfahrt an die Adria geschickt. Eine Sprecherin der HŽ bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass dieser Nachtzug nach Rijeka ab dem Sommer 2025 nicht mehr verkehren werde. Wegen neuer Elektrozüge der Slowenischen Eisenbahngesellschaft auf der Strecke Rijeka – Ljubljana sei nun nicht mehr möglich, den Kurswagen bereitzustellen. „Aus diesem Grund wurde beschlossen, den Direkttransport mit den Wagen auf der Strecke Rijeka – Stuttgart einzustellen“, begründete die Sprecherin das Aus.
Warum sollte man mit der Buchung einer Nachtzugreise nicht zu lange warten?
„Im Sommer sind die Nachtzüge sehr stark ausgelastet, insbesondere auf den Verbindungen Richtung Süden“, sagt Sebastian Wilken vom Portal „zugpost.org“. Er empfiehlt daher, Nachtzüge immer „so früh wie möglich“ zu buchen. Auch der ADAC rät zu einer frühen Buchung: „Spätestens vier bis sechs Wochen vor Reiseantritt buchen, für Ferienzeiten möglichst noch früher“, heißt es in einem Ratgeber des Automobilclubs.
Welches Portal sollten Kunden für die Buchung nutzen?
Der ADAC rät dazu, die Seite der Deutschen Bahn oder den DB Navigator auf dem Smartphone zu nutzen. „Im Vergleich zu anderen Buchungsportalen finden Kundinnen und Kunden hier die meisten Verbindungen, Infos und oft die günstigsten Tickets.“ Bahn-Blogger Sebastian Wilken sieht das etwas differenzierter: „Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, bei dem Bahnbetreiber zu buchen, der den Nachtzug anbietet. Ist das beispielsweise die ÖBB, sollte man bei der ÖBB schauen. Ist es ein kroatischer oder ungarischer Bahnbetreiber, sollte man dort schauen – denn dort sind die Preise oft günstiger.“ Zwischen Deutscher Bahn und ÖBB gebe es in den meisten Fällen aber kaum Preisunterschiede.
Bei der Buchung werden Plätze im „Liegewagen“ und im „Schlafwagen“ angeboten. Was ist der Unterschied?
„Der Hauptunterschied zwischen beiden Kategorien ist der Komfort“, sagt Sebastian Wilken. „Der Schlafwagen ist das Hotel auf Schienen, der Liegewagen ist die Jugendherberge auf Schienen.“ Beispiel Liegewagen: „Hier gibt es Vierer- und Sechser-Abteile, die man sich in der Regel mit fremden Leuten teilt.“ Auch müsse man das Bett selbst beziehen und schlafe auf einer etwas einfacheren Pritsche. „Dafür ist der Preis günstiger.“ Anders sieht es dagegen im Schlafwagen aus: „Hier gibt es Platz für ein bis drei Personen und man hat die Möglichkeit, das Abteil nur für sich selbst zu buchen.“ Das Bett sei bezogen und das Frühstück besser. „Im Nightjet der ÖBB gibt es in sogenannten Deluxe-Abteilen sogar Duschen – die kosten dann allerdings nochmal Aufpreis“, sagt Wilken.
Mit welchen Preisen müssen Reisende rechnen?
Die Frage lässt sich pauschal nicht beantworten „Im Nightjet der ÖBB reichen die Preisspannen etwa im Liegewagen von ungefähr 50 Euro bis etwa 230 Euro auf ein und derselben Strecke“, sagt Wilken. Der genaue Preis hänge von der Nachfrage ab. „In der Regel gilt aber: Je früher gebucht wird desto billiger.“ Teurer ist in aller Regel der Schlafwagen: „Hier geht es meist los bei ungefähr 70 Euro, für ein Einzelfall könne in seltenen Fällen aber bis zu 700 Euro fällig werden, etwa an Ostern für eine Fahrt nach Rom.“ Im Herbst hatten Martkforscher des ADAC einen Vergleich veröffentlicht und für die Direktverbindung München – Rom einen Preis von 154,90 Euro ermittelt, die Verbindung München – Amsterdam gab‘s dagegen schon für 54,90 Euro. Die Buchungsanfragen des ADAC erfolgten vier bis sieben Wochen im Voraus, untersucht wurden alle Optionen zwischen Montag und Sonntag, ermittelt wurde immer das günstigste Angebot im Liegewagen.
Gibt es Unterschiede zwischen den Bahn- gesellschaften?
Ja. Die Verbindungen nach Italien, Hamburg und Amsterdam werden von den Nightjets der ÖBB gefahren. „Hier ist der Preis, aber auch der Komfort etwas höher.“ Günstiger seien dagegen die Züge der ungarischen und der kroatischen Bahn, hier müsse man aber auch Abstriche beim Komfort in Kauf nehmen.
Was sollten Nachtzug- reisende, die erstmals unterwegs sind, wissen?
„Für die Nacht empfiehlt es sich, etwas Bequemes zum Anziehen mitzunehmen, etwa eine Jogginghose.“ Auch Grenzkontrollen müssen sich Reisende einstellen. „Das Problem besteht nach wie vor bei der Einreise nach Deutschland, etwa in Freilassing. Bei einigen Zugverbindungen wird man ausgerechnet in den frühen Morgenstunden von der Bundespolizei relativ unsanft geweckt.“
Welche Alternativen gibt es zum Nachtzug?
Sind alle Nachtzüge ausgebucht, bleibt der reguläre Bahnverkehr am Tag. „Hier gibt es ab München jetzt neu den ICE nach Amsterdam, aber auch einen Eurocity nach Zürich“, sagt Wilken. Nach Italien fährt zweimal täglich ein Zug von München nach Venedig, im Sommer wird einer davon zusätzlich in die Urlaubsorte Rimini und Ancona verlängert – auch während der Tauernsperre. „Das wäre ein Tipp für all diejenigen, die kein Nachtzug-Ticket mehr ergattern können.“