Haustiere sind im Pflegeheim oft nicht erlaubt. In Pflege-WGs sind sie meist durchaus erwünscht. © Klaus-dietmar Gabbert/dpa
Was unterscheidet die Pflege-WG vom Pflegeheim?
Oft geht es in einer Pflege-WG familiärer zu, dort wohnen meist deutlich weniger Menschen als in einem Pflegeheim, erklärt Ulrike Kempchen vom Biva-Pflegeschutzbund. In der Pflege-WG hat jeder ein eigenes Zimmer, das nach Belieben eingerichtet werden kann, mitunter gibt es auch ein eigenes Bad. Zusätzlich gibt es Räume, in denen die WG-Bewohnerinnen und -Bewohner zusammenkommen, etwa ein Wohnzimmer und eine Küche.
Gemeinsam nutzen die WG-Mitglieder Betreuungs- und Unterstützungsangebote, für die sie eine Person beauftragen. „Das ist die sogenannte Präsenzkraft“, sagt Verena Querling von der Verbraucherzentrale. Sie packt nicht nur im Haushalt an, sondern übernimmt auch organisatorische und verwaltende Aufgaben. Wichtig: Für die Pflege ist die Präsenzkraft nicht zuständig, die organisieren die Bewohner selbst, etwa über einen ambulanten Pflegedienst.
Welche Vorteile hat eine Pflege-WG?
Pflege-WGs ermöglichen es, möglichst lange selbstständig zu wohnen, ohne dabei auf sich selbst gestellt zu sein, so das Bundesgesundheitsministerium. Die Atmosphäre ist eher familiär, weil die Zahl der WG-Mitglieder begrenzt ist. Auch individuelle Vorlieben lassen sich in dieser Wohnform besser umsetzen. „Im Heim gibt es zum Beispiel Frühstück und andere Mahlzeiten zu bestimmten Zeiten“, so Querling, „in der Pflege-WG kann man selbst bestimmen, wann man isst.“ In vielen Pflege-WGs sind auch Haustiere willkommen, in Pflegeheimen oft nicht erlaubt.
Welche Nachteile hat eine Pflege-WG?
Die Freiheiten, die eine Pflege-WG mit sich bringt, bedeuten oft auch einen größeren organisatorischen Aufwand. Bewohner von Pflege-WGs müssen mehrere Verträge abschließen, nicht bloß einen wie im Heim: „Neben dem Mietvertrag sind das Verträge über die Leistungen einer Präsenzkraft und eines Pflegedienstes sowie über Betreuungs- und Unterstützungsleistungen“, zählt Ulrike Kempchen auf. Bewohner und Angehörige müssen sich außerdem mehr einbringen: Eine Betreuungskraft fällt aus? Während sich im Heim die Heimleitung um möglichst reibungslose Abläufe kümmert, müssen Bewohner und Angehörige in solchen Situationen selbst Lösungen finden.
Wie finde ich eine Pflege-WG, die zu mir passt?
Nicht jeder ist WG-tauglich. Denn in einer Wohngemeinschaft leben heißt nicht zuletzt: Kompromisse machen im privaten Umfeld. „Wer einer WG schon als junger Mensch eher ablehnend gegenüberstand, wird sehr wahrscheinlich auch im Alter mit dieser Wohnform nicht klarkommen“, sagt Ulrike Kempchen. Bestehende Pflege-WGs, die neue Mitglieder aufnehmen, finden sich beispielsweise über Pflegestützpunkte. Vor der Entscheidung sollte man ihr am besten einen Besuch abstatten. Und auf das Bauchgefühl hören: Wie komme ich mit den Mitbewohnern, wie mit dem Personal klar? Fühle ich mich wohl? „Ideal ist es natürlich, wenn man in der Pflege-WG erst einmal für eine Weile zur Probe wohnen kann“, sagt Verena Querling.
Was ist mit den Kosten?
Billiger ist die WG nicht unbedingt. „Unter dem Strich sind Pflege-WGs oft preislich nicht günstiger als ein Heim“, sagt Kempchen. Es entstehen schließlich Kosten für Miete, Strom und Heizung, für die Haushaltsführung, die Präsenzkraft und einen Pflegedienst, sofern man den in Anspruch nimmt. Immerhin: Es gibt Unterstützung von der Pflegekasse.