Die Wahl der Krankenkasse sollte man sich nicht zu leicht machen. Zu beachten: Beiträge zur privaten Kasse werden im Gegensatz zu den Beiträgen zur Gesetzlichen einkommensunabhängig festgesetzt. Selbst wenn das Einkommen sinkt, steigt der PKV-Beitrag mit dem Alter und kann sich laut Stiftung Warentest bis zum Renteneintritt so mehr als verdoppeln. © dpa
Privat krankenversichert zu sein, gilt als Luxusversorgung. Tatsächlich trifft die Aussage wenigstens in einem Punkt zu. Privatpatienten bekommen schneller Termine beim Arzt als Kassenpatienten. Das bestätigte nun auch eine Umfrage der Stiftung Warentest. Nicht einmal jeder zehnte gesetzlich Versicherte gab an, innerhalb von einer Woche beim Facharzt einen Termin zu bekommen. Dagegen konnten 26 Prozent der Privatversicherten umgehend in einer Praxis vorsprechen. Bis zu sechs Monate Wartezeit muss danach jeder fünfte Kassenpatient, aber nur jeder zehnte Privatpatient in Kauf nehmen.
Doch das Bild von einer uneingeschränkt besseren Versorgung trügt, wie ein Test der Stiftung ergab. Von 1245 geprüften Tarifen von privaten Krankenversicherungen erfüllten die Mehrzahl nicht einmal die Mindestanforderungen der Verbraucherschützer. „Dass wir zwei Drittel aussortieren mussten, hat uns schon überrascht“, sagt Stiftungs-Vorständin Julia Bönisch. „Nur knapp jeder dritte Tarif bietet einen Rundum-Schutz.“
In die Auswahl schafften es Unternehmen, die beispielsweise beim Arzt oder im Krankenhaus höhere Honorarsätze und mehr Leistungen abrechnen lassen als die gesetzlichen Krankenkassen. Auch muss bei Klinikaufenthalt zumindest ein Zweibett-Zimmer drin sein. Zahnbehandlungen werden bei diesen Tarifen voll erstattet, Zahnersatz wenigstens zu 70 Prozent. Auch werden Kinderwunsch-Behandlungen übernommen und eine stationäre Psychotherapie unbegrenzt bezahlt. Zudem sollte auch nach dem 42. Krankheitstag ein Krankengeld von mindestens 150 Euro bezahlt werden. Von den schlechten Tarifen im Test unterscheidet sich der Rundum-Schutz erheblich. Laut Testleiter Julian Chudoba bieten diese mitunter nicht einmal den gleichen Leistungskatalog wie die Krankenkassen.
Die Kostenunterschiede der einzelnen Tarife sind beträchtlich. Der günstigste unter den sehr gut bewerteten Angeboten kostet monatlich 400 Euro weniger als der teuerste. „Mehr Beitrag bedeutet nicht, dass immer auch mehr Risiken abgedeckt sind. Deshalb raten die Verbraucherschützer, die Angebote zu vergleichen. Privat versichern dürfen sich alle Selbstständigen oder Angestellte, deren Einkommen oberhalb der Grenze von gut 73 000 Euro im Jahr liegt.
Beamte sind ebenfalls Privatpatienten. Bei ihnen spielt die Entwicklung der Beiträge eine viel geringe Rolle als zum Beispiel bei Selbstständigen. Denn eine staatliche Beihilfe federt große Kostensprünge ab. Dagegen warnt Bönisch vor existenzbedrohenden Kosten bei anderen Privatversicherten im Alter. Eine heute 35-jährige Selbständige bezahlt im Durchschnitt 865 Euro im Monat. Steigen die Kosten wie in den vergangenen 20 Jahren weiter an, müsse sie mit 65 Jahren 2160 Euro im Monat entrichten. Bis sie statistisch betrachtet stirbt, werden für die Krankenversicherung weitere 250 000 Euro fällig. „Wir empfehlen die private Krankenversicherung nur für Beamte uneingeschränkt“, erläutert Bönisch.
Für Angestellte und Selbstständige hat die Stiftung immerhin 41 Tarife als sehr gut bewertet. Sie kosten zwischen 649 Euro und 1054 Euro im Monat. Für Beamte empfehlen die Experten sieben sehr gute Tarife. Der günstige unter den Beamtentarifen von der Versicherung Continentale kostet mit 250 Euro vergleichsweise wenig, wird aber auch nur als gut eingestuft.
Der Wechsel in die Private sollte grundsätzlich gut überlegt sein, schreiben die Tester. Denn nur bis zum Alter von 55 Jahren müssen die gesetzlichen Kassen Rückkehrer annehmen. Dafür müssen Angestellte ihr Einkommen unter die Grenze von 73 800 Euro senken und Selbstständige sich anstellen lassen.