US-Autobauer konnten an der Börse von der Zollentscheidung vorerst nicht profitieren. © epa, justin lane
Derzeit erfolgt kaum eine volkswirtschaftliche oder kapitalmarktbezogene Prognose ohne Verweis auf den Unsicherheitsfaktor „Donald Trump“. Bei aller erwarteten Unberechenbarkeit seiner politischen Akzente war eine der Grundannahmen, dass Trump grundsätzlich wirtschaftsfreundlich agieren und damit positiv auf die US-Aktienmärkte wirken würde.
Dieses Narrativ muss rund zwei Monate nach Amtsantritt der Trump-Regierung jedoch infrage gestellt werden. Denn aktuelle Konjunkturprognosen fallen für die US-Wirtschaft überwiegend schwächer aus. So rechnet das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) im laufenden Jahr nur noch mit einem Wachstum der US-Volkswirtschaft von 2,0 Prozent. Die vorherige Prognose aus Dezember lag bei 2,4 Prozent. Im nächsten Jahr 2026 wird von einer weiteren Wachstumsabkühlung auf nur noch 1,7 Prozent ausgegangen.
Im Zuge der Quartalsberichtssaison erwähnten viele Unternehmen in den USA zunehmend unsichere künftige Gewinnaussichten und verwiesen insbesondere auf die potenziell negativen Auswirkungen von eskalierenden Handelskonflikten. Auch die US-Notenbank Fed begründete den Verzicht auf eine Leitzinssenkung mit der gestiegenen Prognoseunsicherheit sowie den inflationstreibenden Auswirkungen Trumpscher Politik.
Schwächeres Wachstum und steigender Inflationsdruck, also eine Tendenz zur Stagflation, wären keine guten Voraussetzungen für ein wirtschaftlich prosperierendes Amerika. Entsprechend negativ fiel die Entwicklung an den US-Börsen aus. Der Standardaktienindex S&P 500 notiert am Ende des ersten Quartals im Verlustbereich. Vor diesem Hintergrund wäre eine künftige Kurskorrektur der US-Regierung anzunehmen. Sicher davon ausgehen kann man allerdings nicht.
Parallel haben sich die Erwartungen für viele europäische Volkswirtschaften verbessert. Das IfW veranschlagt für Deutschland im Jahr 2026 ein Wachstum von 1,5 Prozent nach 0,9 Prozent bisher. Ausschlaggebend sind klare Anzeichen einer – durch Trump & Co. erzwungenen – Emanzipation Europas. Unter dem zunehmenden geo- und handelspolitischen Druck konkretisierten sich bis vor Kurzem kaum denkbare staatliche Investitionsprogramme zur Ertüchtigung des Standorts und der Verteidigungsfähigkeit. Die EZB dürfte die Leitzinsen weiter senken. Europa wirkt plötzlich handlungsfähiger – und hiesige Aktienindizes liegen im bisherigen Jahresverlauf im Plus. Man kann die Entwicklungen der letzten Monate angesichts der Vielzahl an unberechenbaren Komponenten nicht einfach fortschreiben. Klar erkennbar aber ist, dass hoher Veränderungsdruck neben Risiken auch enorme Chancen mit sich bringt. Das sollten Anleger auch im zweiten Quartal im Blick behalten.