Beliebte Aktienindizes wie der MSCI World leiden momentan unter einer unkalkulierbaren Handelspolitik in den USA. Die Erfahrung der vergangenen 25 Jahre zeigt jedoch, dass es auf lange Sicht, trotz aller Krisen, immer aufwärts gegangen ist. © Seth Wenig, afp
Ach, wäre das schön gewesen. Seit 2000 im April jeden Monat 50 Euro anlegen und heute reich sein. Oder zumindest den gesamten Einsatz mehr als verdoppelt haben. Praktisch ohne etwas zu tun – dank eines bestimmten Wertpapiertyps. Die meisten Deutschen haben diese Chance allerdings verpasst, weil sie von Aktienanlagen an sich und ETF im Besonderen wenig wissen wollten. Zumindest damals.
Vor 25 Jahren, am 11. April, startete mit zwei ETFs die wohl erfolgreichste Anlageform der Welt in Europa, genauer in Deutschland. Das Kürzel steht für Exchange Traded Funds, börsengehandelte Fonds. Die Deutsche Börse in Frankfurt bot die Papiere über ihre digitale Handelsplattform Xetra erstmals zum Kauf an. Aufgelegt hatte sie die Investmentbank Merrill Lynch. Beide orientierten sich am Index Stoxx der größten europäischen Aktien und werden heute vom US-Investmenthaus Blackrock verwaltet.
Wer etwa den iShares Core Euro Stoxx Ucits ETF Eur der ersten Stunde gekauft hat und per Sparplan jeden Monat 50 Euro eingezahlt hat, insgesamt also 15 000 Euro, dürfte – bei Wiederanlage der Gewinne und ohne Kosten – im Februar 2025 um die 38 700 Euro auf dem Konto haben – ein sattes Plus trotz Finanzkrise 2008, Euro-Krise, Pandemie.
ETFs bilden meist automatisch einen Index ab. Nicht jeder kann sich leisten, zum Beispiel alle Werte im Dax zu erwerben. Das kann ein solcher Fonds übernehmen. Wer dann von der Wertentwicklung des Deutschen Aktienindex Dax profitieren will, kauft sich einen Anteil am Fonds, der deutlich günstiger ist, als Einzelaktien zu erstehen. Der Clou: Auch der Fonds kann an der Börse einfach gekauft und verkauft werden.
Das Produkt macht Sparen einfach. Vorteile sind vor allem geringe Kosten von 0,1 bis 0,5 Prozent der Anlagesumme. Bei anderen Fonds, die Experten zusammenstellen, können es auch 1,5 und mehr Prozent sein, wie Sven Witt von Finum.Private Finance in Berlin sagt. Ein ETF ist zudem breit gestreut, kann hunderte oder tausende Aktien enthalten. Stürzt eine ab, fällt das nicht so sehr ins Gewicht.
Allerdings gibt es auch Tücken, zum Beispiel Klumpenrisiken. „Viele große Indizes wie der MSCI World sind stark in US-Technologiewerte investiert, wodurch Anleger ungewollt ein hohes Branchenrisiko eingehen“, sagt Witt. Das erleben viele Sparer gerade, ETF auf den MSCI sind die beliebtesten in Deutschland und der Index fällt wegen der Wirtschaftspolitik der US-Regierung. Allerdings sind die Gewinne, die über die Jahre aufgelaufen sind, nach wie vor beachtlich.
Nach Ansicht der Stiftung Warentest haben am Anfang eines Sparplans Zeiten mit negativer Rendite sogar etwas Gutes: so bekommt der Anleger für seine (immer gleiche) monatliche Sparrate bei sinkenden Preisen mehr Fondsanteile. Wenn die Kurse dann wieder steigen, kann man mit ordentlichen Gewinnen rechnen.
„ETFs sind zwar leider auch kein automatischer Weg zu Reichtum“, sagt Sven Langenhan vom Münchener Vermögensverwalter HRK Lunis, „aber sie waren im Rückspiegel betrachtet genau die richtige Innovation, um eine noch breitere Masse von klassischen Sparern zu Kapitalmarktanlegern zu machen.“ 2024 liefen gut 9,5 Millionen Sparpläne mit ETF in Deutschland.
Das Angebot an ETF ist riesig. Allein bei der Deutschen Börse sind mehr als 2300 ETFs handelbar. Es gibt sie für Aktienindizes, chinesische Staatsanleihen, Künstliche Intelligenz, einzelne Länder oder Nachhaltigkeit. Weltweit haben Anleger mehr als 13 Billionen Dollar in solche Papiere investiert. Tendenz stark steigend.