Pforzheim – Zunächst sah es so aus, als wäre die Goldpreis-Rally schon vorbei gewesen. Die hohen Goldpreise hatten die Nachfrage in der Schmuckindustrie im vergangenen Jahr deutlich abgeschwächt – auch im Luxussegment. Der Gesamtabsatz der deutschen Hersteller bei den in diesem Bereich hauptsächlich verwendeten 18-Karat-Legierungen kam nur noch auf 28 Tonnen – rund 17 Prozent weniger als im Vorjahr. Das teilte die Fachvereinigung Edelmetalle in Pforzheim mit. Wegen der anhaltenden Goldpreis-Rekorde hätten Privatanleger die ersten drei Quartale des vergangenen Jahres zudem dazu genutzt, alten Schmuck, Barren und Münzen zu Geld zu machen. Die Nachfrage nach Barren und Münzen sei um 23 Prozent zurückgegangen.
Dieser Trend habe sich jedoch zum Ende des Jahres 2024 – nicht zuletzt auch wegen Unsicherheiten nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten – umgedreht und setze sich bisher fort, sagte Thomas Weiß von der Fachvereinigung. „Die Menschen wollen Sicherheit.“ Viele Menschen hätten eigentlich im vergangenen Jahr gedacht, es könne nicht viel schlimmer kommen. „Dann kam Trump“, sagte der Vorsitzende des Arbeitsausschusses Edelmetallwirtschaft, Franz-Josef Kron. Und der Goldpreis kletterte gestern erneut auf ein neues Allzeithoch.
Gold wird auch nach wie vor als Währungsreserve geschätzt. Nach Auskunft der Bundesbank hält Deutschland mit über drei Millionen Kilogramm die zweitgrößten Reserven der Welt. Rund die Hälfte lagert in Tresoren der Frankfurter Bundesbank. Ein weiterer Teil wird von der Fed in New York verwahrt, um im Fall einer größeren Währungskrise gegen US-Dollar eingetauscht werden zu können.
Während Gold vor allem als Anlageprodukt gesehen wird, sei Silber relevant in der technischen Anwendung, sagte Kron. Hier sei der Bedarf im Bereich von E-Mobilität oder Photovoltaik deutlich nach oben gegangen, während die Nachfrage in der Fahrzeugtechnik wegen der schwierigen Lage in der Autobranche sank. Der Boom in der Rüstungsbranche mache sich hingegen beim Edelmetallbedarf kaum bemerkbar, hieß es weiter. Insgesamt jedoch gebe es eine große industrielle Nachfrage. Was das Jahr 2025 bringe, sei schwer zu sagen – „weil sich die US-Handelspolitik täglich ändern kann“, sagte Weiß. Die drohenden US-Zölle auf Waren aus Europa hätten die Nachfrage nach Gold weiter angeheizt.
Für Privatanleger halten die Experten vom Magazin „Finanztest“ einen Gold-Anteil von fünf bis zehn Prozent des Portfolios für sinnvoll. Denn in der Vergangenheit entwickelte sich der Goldpreis oft dann gut, wenn die Aktienkurse absackten. Denn das Geld aus den Börsen fließt dann oft in den „sicheren Hafen“. Man sollte aber keine zu kleinen Stückelungen kaufen, um Preisaufschlägen zu entgehen. Eine Feinunze gilt als vernünftiger Einstieg. Eine Alternative können börsengehandelte Anteilsscheine (ETC) sein. Wichtig ist, dass diese mit physischem Gold hinterlegt sind.
DPA/MAS