Keine Frage, Immobilien sind teuer – zumal in München und den Landkreisen im Umland (siehe Karte). Dennoch haben Häuser und Wohnungen in Bayern im vergangenen Jahr wieder häufiger den Eigentümer gewechselt, wie aus gestern veröffentlichten Zahlen der Landesbausparkasse Süd und den Maklern der bayerischen Sparkassen hervorgeht. Im Jahr 2024 seien die Darlehenszusagen der bayerischen Sparkassen im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel auf 8,3 Milliarden Euro angestiegen. Im laufenden Jahr zeichnet sich eine Fortsetzung des Trends im Bereich der Wohnungsbaukredite ab, hieß es. Grund für die Erholung: Die Zinsen waren im vergangenen Jahr etwas günstiger, gleichzeitig waren die Immobilienpreise niedriger als in den Jahren zuvor.
„Es keimt langsam etwas Hoffnung auf“, sagte Stefan Proßer, Vizepräsident des Bayerischen Sparkassenverbands, gestern in München. Zwar sieht Proßer angesichts der verschärften Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump konjunkturelle Risiken, die auf das Budget von Arbeitnehmern und damit auch auf den Immobilienmarkt durchschlagen könnten. Trotz dieser „dunklen Wolken am Horizont“ ist Proßer aber optimistisch, dass sich die Erholung am Immobilienmarkt fortsetzen wird. Konkret hieße das, dass sich wieder mehr Menschen den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen könnten.
Der Wunsch ist bei vielen Menschen offenbar vorhanden, insbesondere bei jüngeren. Proßer verwies auf eine Umfrage des Deutscher Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), wonach mehr als jeder zweite im Alter zwischen 20 und 29 Jahren sich den Kauf einer eigenen Immobilie vorstellen kann. Im Durchschnitt aller Altersklassen hinweg planen demnach 39 Prozent der Menschen in Deutschland den Kauf eines eigenen Zuhauses – das waren acht Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Knackpunkt bleibt bei Immobilien-Interessenten aber oft die Finanzierung. Und nachdem sich Union und SPD auf das Schuldenpaket geeinigt hatten und die entsprechende Grundgesetzänderung im Bundestag beschlossen wurde, ging es mit den langfristigen Zinsen steil bergauf. Proßer sprach von „dramatischen Auswirkungen“, Renditen von zehnjährigen Bundesanleihen seien innerhalb einer Woche um 0,45 Prozent gestiegen und damit so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr. „Vor diesem Hintergrund erscheint es realistisch, dass die Bauzinsen mittel- bis langfristig nicht viel weiter sinken dürften“, prognostizierte er.
Und noch einen „Wermutstropfen“ sieht Proßer: Für Bestandsimmobilien gibt es 3,5-mal mehr Finanzierungszusagen von den Sparkassen als für Neubauten. „Wohnraum entsteht kaum, es werden vor allem Bestandsimmobilien gehandelt.“ Neben den Zinsen sieht Proßer die hohen Baukosten in Deutschland als größtes Hindernis beim Neubau von Häusern und Wohnungen, verursacht auch durch seiner Ansicht nach viel zu strenge Vorschriften am Bau.
Knapper Wohnraum bei einer steigenden Nachfrage führe außerdem zu steigenden Mieten, sagte Erwin Bumberger, Vorstandsmitglied der LBS Süd. „Die Mietpreise ziehen deutlich an.“ Das berge „sozialen Sprengstoff“. Immerhin seien die Baugenehmigungen von September bis Ende vergangenen Jahres wieder deutlich gestiegen. Bumberger sieht die künftige Bundesregierung in der Pflicht, den Wohnungsbau weiter anzukurbeln.
Was bleibt, sind Bestandsimmobilien. Und hier gibt es aus Käufer-Sicht zumindest die Hoffnung, dass das knappe Angebot an Häusern und Wohnungen geringfügig steigen könnte. „Die Verkäufe aufgrund von Erbfällen, die nehmen zu“, sagte Paul Fraunholz, Geschäftsführer der Sparkasen-Immobilien-Vermittlungs-GmbH. Auch können Interessenten offenbar damit rechnen, dass die Preise für Immobilien in Wahrheit oft wesentlich günstiger sind, als es die Angebote in den Immobilienportalen im Internet suggerieren. „Die tatsächlich erzielten Verkaufspreise können deutlich darunter liegen“, sagte Fraunholz.