Vor allem Arbeitsnehmer auf dem Land sind auf das Auto angewiesen. © imago
München – Fast 14 Millionen Menschen erhalten die Pendlerpauschale. Diese beträgt für die ersten 20 Kilometer 30 Cent je Kilometer (einfache Strecke) und 38 Cent ab dem 21. Kilometer. „Klimaschädlich und teuer“ sei diese Förderung des Arbeitsweges, finden Umweltverbände und fordern gar eine Streichung, weil sie ökologische Fehlanreize setze. „Wissenschaftlich unhaltbar“ findet das hingegen die Lohnsteuerhilfe Bayern e.V. und verweist auf eine entsprechende Studie. Für die Wahl von Wohnort und Arbeitsplatz seien ganz andere Faktoren entscheidend. Dort solle die Politik ansetzen.
Zum einen werde die Pauschale unabhängig vom Verkehrsmittel gewährt, also auch für Pendler, die Bus und Bahn nutzen oder mit dem Fahrrad fahren. Also werde nicht nur der Individualverkehr steuerlich gefördert, sondern auch öffentliche Verkehrsmittel, so der Verein. Allerdings: 84 Prozent aller Pendler nutzen der jüngsten Statistik zufolge zumindest für einen Teil der Strecke das Auto.
Dennoch sieht die Lohnsteuerhilfe keine spezielle Förderung für das Auto, zumal die Entfernungspauschale die tatsächlichen Kosten gar nicht abdecke. Außerdem zahlten Arbeitnehmer aufgrund der CO2-Abgabe bereits hohe – und steigende – Kraftstoffpreise.
Die Vorstellung, dass Arbeitnehmer aufgrund der Entfernungspauschale längere Wegstrecken in Kauf nähmen oder gar vom Arbeitsort wegzögen, widerlege eine empirische Studie, die sich der „ökonomischen Wirkung der Entfernungspauschale auf das Pendelverhalten von Steuerpflichtigen“ widmet. Die Pauschale habe keinen signifikanten Einfluss auf den Standort von Wohnung oder Arbeitsplatz, erläutert Prof. Frank Hechtner die Ergebnisse. Wegen der geringfügigen steuerlichen Kompensation wechsele man den Arbeitsplatz nicht. Dafür seien eher Faktoren wie Unzufriedenheit im Job und zu geringer Verdienst ausschlaggebend. Die meisten Arbeitnehmer scheuten Kosten und Zeitaufwand des Pendelns.
Bewohner ländlicher Gebiete hätten auch meist gar keine Wahl, da es in der Nähe keine entsprechenden Arbeitsstellen gäbe. Diese Angestellten seien auf das Auto angewiesen, egal ob steuerlich gefördert oder nicht. Öffentliche Verkehrsmittel stünden auf dem Land meist nicht ausreichend zur Verfügung, so dass es keine Alternativen zum Auto gebe.
Trotzdem seien immer mehr Menschen gezwungen, in ländliche Regionen zu ziehen, weil die Mieten in den Ballungsräumen zu hoch seien. An diesem Punkt könnte die Politik ansetzen, findet Tobias Gerauer, Vorstand der Lohnsteuerhilfe. „Die Entfernungspauschale ist keine Subvention der Angestellten, die auf ein Auto angewiesen sind, um zur Arbeit zu kommen“, meint er. Steuerlich subventioniert würden nur Angestellte mit Jobticket und Fahrgemeinschaften – die ja auch die Umwelt schonten.
„Eine Abschaffung der Pauschale würde keinen nennenswerten Effekt auf das Klima haben. Sie würde dem Staat nur auf Kosten der Berufstätigen und insbesondere der ländlichen Bevölkerung höhere Steuern bescheren.“
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