Europa hält sich Optionen offen

von Redaktion

Peking/Brüssel – Die Zollpolitik des US-Präsidenten könnte zu bis dato undenkbaren Allianzen führen. So regt China ein gemeinsames Vorgehen der Volksrepublik und der Europäischen Union an.

■ „Zölle entwickeln sich zum Witz“

Die Zollkommission des chinesischen Staatsrates erklärte am Freitag, die US-Regierung wende sich mit ihrer Handelspolitik gegen „grundlegende wirtschaftliche Regeln und den gesunden Menschenverstand“. Ein Sprecher des Handelsministeriums in Peking sagte, die Verantwortung für den eskalierenden Handelskonflikt trügen allein die USA. Die Zölle seien „ein Zahlenspiel“, das sich zum „Witz“ entwickle.

Der Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt droht wegen der enorm hohen Zölle zu erliegen: Das Finanzministerium in Peking erklärte, weiter würden die Zölle nicht angehoben, „denn es besteht keine Marktakzeptanz mehr für US-Produkte, die nach China exportiert werden“. Das dürfte auch umgekehrt der Fall sein.

Präsident Xi traf am Freitag in Peking mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez zusammen – dabei betonte er die Vorteile einer Zusammenarbeit zwischen China und der EU. Ein gemeinsames Vorgehen gegen die Handelspolitik der USA würde die „eigenen legitimen Rechte und Interessen“ der EU schützen und „internationale Fairness und Gerechtigkeit gewährleisten“.

Auch Sánchez betonte: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Handelsspannungen das Wachstumspotenzial der Beziehungen zwischen China und der EU behindern.“

■ Brüssel setzt auf Diplomatie

In Brüssel kündigte ein Sprecher des Rates der Mitgliedstaaten den nächsten EU-China-Gipfel im Juli an. Er werde voraussichtlich in der zweiten Julihälfte in China stattfinden und auch die 50-jährige Beziehung zwischen Brüssel und Peking feiern. Auch im Umgang mit der Trump-Regierung setzt die EU auf Diplomatie: Handelskommissar Maros Sefcovic reist in die USA und wird dort am Montag mit der US-Regierung reden.

■ Finanzmärkte kommen nicht zur Ruhe

US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch überraschend seine zuvor gerade erst in Kraft getretenen Zölle für fast alle Handelspartner auf zehn Prozent gesenkt, zunächst für 90 Tage. Er sprach von einer „Pause“. Die EU setzte daraufhin ihre Gegenaufschläge auf US-Produkte aus.

An den Aktienmärkten sorgte das am Donnerstag für Kurssprünge. Am Freitag lagen die europäischen Börsen zu Handelsbeginn noch im Plus – drehten nach der Ankündigung weiterer Zollerhöhungen aus Peking aber wieder ins Minus.

In Asien schloss der japanische Nikkei-Index im Minus, auch in Südkorea und Australien endete der Handel im roten Bereich.

■ Dollar verliert weiter an Vertrauen

Der US-Dollar gerät durch das Trumpsche Zollchaos immer stärker unter Druck. Experten verweisen auf einen zunehmenden Vertrauensverlust angesichts der diffusen US-Politik. Am Freitag musste die US-Währung erneut zu allen anderen wichtigen Währungen Kursverluste hinnehmen. Im Gegenzug gewinnt der Euro an Wert und wurde zuletzt mit bis zu 1,1473 Dollar gehandelt und damit auf dem höchsten Stand seit Februar 2022.
AFP, DPA

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