DIE BÖRSENWOCHE

Sicherer Hafen unter Wasser

von Redaktion

Die deutschen Aktien haben eine bewegte Woche hinter sich, der Dax 40 pendelt um die 20 000 Punkte und ist damit knapp 20 Prozent unter seinem Höchststand Anfang März. Das alles bestimmende Thema bleibt Donald Trump und sein Verständnis von Wirtschaft. Er glaubt zu durchschauen, dass die USA von Europa und Co. über lange Zeit ausgenützt wurden. Als Europäer wundert man sich, hatten man doch eher das Gefühl, dass zum Beispiel die große Finanzkrise 2008/2009 ein inneramerikanisches Problem war. Miserable US-Hypotheken wurden von US-Investmentbanken gebündelt und von US-Ratingagenturen als ausfallsicher bewertet, sodass europäische Banken so gutgläubig waren, diese im Umfang von 600 Milliarden US-Dollar aufzukaufen. Die Folgen sind bekannt, die Europäischen Banken und Staatshaushalte haben sich bis heute nicht wieder davon erholt, während US-Banken seit vielen Jahren wieder Rekordgewinne einfahren.

Donald Trump ist auf die EU sauer: „Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht, im Grunde nehmen sie fast nichts.“ Betrachtet man die Datenlagen bezüglich Waren und Dienstleistungen, so verzeichnet die EU gegenüber den USA nur einen geringen Überschuss von gerade einmal drei Prozent des gesamten Handels zwischen beiden Ländern. „Fast nichts“ ist also ziemlich viel.

Bezogen der eigentlichen Motive von Trumps Wut wurde sein Chefökonom Stephen Miran konkreter. Er führte aus, dass die USA der Welt seit Jahrzehnten einen militärischen Sicherheitsschirm und mit dem US-Dollar eine Reserve und Handelswährung bietet. Dafür sollen die anderen Länder in Zukunft bezahlen, zum Beispiel durch Zölle und dem Import von mehr US-Produkten. Aber auch hier wundert am sich als Europäer. Der militärische Schutzschirm wurde bisher als Leistung betrachtet, die auch dadurch „bezahlt“ wurde, dass die anderen Länder den US-Dollar als internationale Leitwährung verwendet haben.

„Der US-Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem“ war die allgemein akzeptierte wirtschaftspolitische Beschreibung dieses Zustandes. Jetzt auf die Idee zu kommen, das als Nachteil der USA darzustellen, ist so absurd, dass große Marktteilnehmer, insbesondere die chinesische Zentralbank, sofort begonnen haben, US-Staatsanleihe abzustoßen. Die Zolldrohungen brachten damit nicht nur die Aktienmärkte zum Einsturz, sondern auch die Kurse von langlaufenden US-Staatsanleihen.

Auch der US-Dollar selbst verlore deutlich an Wert. Der einzige sichere Hafen der jetzt noch bleibt sind Schweizer Staatsanleihen, aber die sind gerade so sicher, weil die Schweiz kaum verschuldet ist, es also kaum solche Staatsanleihen gibt. Was bleibt ist die Hoffnung auf einen Kurswechsel in den USA.

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