Die Hauptaufgabe von Au-pairs ist die Betreuung und Beschäftigung der Kinder ihrer Gastfamilie. Hinzu kommen leichte Hausarbeiten. © dpa
Erst mal ab ins Ausland – das ist nach dem Abschluss von Schule oder Ausbildung der Wunsch vieler junger Leute. Relativ unkompliziert klappt das mit dem Klassiker Au-pair. Denn während bei „Work and Travel“ die Job- und Unterkunftssuche herausfordernd sein kann, weiß man als Au-pair, wohin die Reise geht und welche Aufgaben einen erwarten.
■ Das Modell Au-pair
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts schickten Eltern in der Schweiz ihre wohlbehüteten Töchter zu Familien im Ausland oder in anderen Landesteilen, um ihre Bildung und Fremdsprachenkenntnisse zu erweitern. Dafür halfen die jungen Frauen im Haushalt, beaufsichtigten die Kinder oder unterrichteten sie in der eigenen Muttersprache. Eine Win-win-Situation, würde man heute sagen – oder eben auf Französisch: „Au pair“ (auf Gegenseitigkeit).
Im Prinzip hat sich seit den Anfängen vor mehr als 150 Jahren am Modell Au-pair wenig geändert. Im Mittelpunkt steht für das Familienmitglied auf Zeit die Beschäftigung mit den Kindern. Die sollte mindestens 50 Prozent der Arbeitszeit von etwa 30 Wochenstunden ausmachen. Dazu kommen leichte Hausarbeiten. Keinesfalls ist es die Aufgabe eines Au-pairs, alleine den Haushalt zu schmeißen oder die Reinigungskraft zu ersetzen. Neben Unterkunft und Verpflegung erhält man dafür ein je nach Land angemessenes Taschengeld und manchmal freiwillige Leistungen wie etwa Zuschüsse zum Sprachkurs oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Kindergeld läuft nur dann weiter, wenn nachweislich mindestens zehn Wochenstunden Sprachunterricht absolviert werden.
■ Die Voraussetzungen
Wer sich einen Au-pair-Auslandsaufenthalt für mindestens ein halbes, meist jedoch ein ganzes Jahr vorstellen kann, muss für eine Bewerbung verschiedene Voraussetzungen erfüllen:
■ Die Rechte
Ein EU-Abkommen, das 1969 geschlossen wurde, bildet bis heute die Basis für seriöse Au-pair-Verträge. Denn Au-pairs haben spezielle Rechte, die zu wahren sind. Dazu zählen:
■ Die Vermittlung
Bei den Vermittlungsagenturen für „Outgoing-Au-pairs“ – also Deutsche, die ins Ausland gehen wollen – unterscheidet man zwischen professionellen Agenturen und Vermittlungsplattformen. Bei letzteren melden sich in der Regel Familien, die ein Au-pair suchen, sowie Stellensuchende unentgeltlich an und warten auf ein passendes „Match“. Offizielle Verträge über die Rahmenbedingungen wie Arbeitszeit und Bezahlung gibt es bei Vermittlungsplattformen allerdings nicht und auch die Angaben der Familie sind nicht nachprüfbar. Das birgt ein gewisses Sicherheitsrisiko.
Agenturen übernehmen dagegen nicht nur die Überprüfung der Eignung beider Seiten und die Vermittlung, sondern beraten und unterstützen auch bei allen anderen Fragen wie Visum oder Anreise. Außerdem arbeiten sie in der Regel mit einer Organisation vor Ort zusammen, die bei Problemen – beispielsweise Konflikten mit der Familie – als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Die Kosten liegen je nach Agentur zwischen mindestens 250 Euro für Europa und 350 Euro für Übersee.
■ Wichtige Versicherungen
Bevor der Au-pair-Aufenthalt beginnt, sollte überprüft werden, ob man alle notwendigen Versicherungen hat. Am wichtigsten sind natürlich eine ausreichende Auslandskranken- und Unfallversicherung. Bei Aufenthalten in Europa sollte das Au-pair bei der eigenen Krankenkasse nachfragen, ob die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) ausreicht. In jedem Fall ist ein Krankenrücktransport nicht enthalten und muss mit einer Zusatzversicherung abgedeckt werden. Häufig bieten auch die Vermittlungsagenturen Versicherungspakete an, die man aber wegen der großen Preisunterschiede nicht ohne einzelnen Vergleich abschließen sollte.
Auch Gold-Kreditkarten für junge Erwachsene enthalten in der Regel Versicherungen, die aber meist nur zeitlich begrenzte Reisen unter sechs Monaten abdecken. In jedem Fall lohnt es sich, die jeweiligen Konditionen zu checken, um nicht Leistungen doppelt abzuschließen.
■ Bargeldversorgung
Bei einem Au-pair-Aufenthalt von mindestens sechs Monaten spart die kostenlose Bargeldversorgung einiges an Gebühren. Viele Banken bieten Schülern, Studenten und Azubis bis 30 Jahre Konten mit kostenloser Bargeldversorgung im Ausland an – darunter sind die Deutsche Bank sowie viele Sparkassen und VR-Banken.