Die Märkte schienen nur darauf gewartet zu haben: Mit den Friedensbekundungen aus Israel und dem Iran sind die Preise für Ölprodukte gefallen wie ein Stein. Rohöl vergünstigte sich zum Vortag um über vier Prozent, beim Mitteldestillat Gasöl waren es zum Abend zehn Prozent. „Damit wurden inzwischen alle Gewinne seit dem Beginn der Eskalation am 13. Juni wieder rückgängig gemacht. Die bis gestern früh noch beträchtliche Risikoprämie auf den Ölpreisen ist somit faktisch weg“, meldete Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch gestern.
Denn grundsätzlich ist die Ölnachfrage seit Ende April sehr schwach: Die angedrohten Strafzölle von US-Präsident Donald Trump bremsen die Weltwirtschaft. Davon könnten auch Verbraucher profitieren, erklärt Oliver Klapschus vom Vergleichsportal Heizöl24: „Für Vorsichtige gäbe es jetzt schon wieder ganz gute Preise“. Bei einer dauerhaften Entspannung sei aber mehr möglich: „Die Preise für Öl und Rohöl sind stark gefallen. Wenn nichts mehr passiert, dürfte Heizöl diese Woche noch nachziehen“. Konkret: „Als Verbraucher würde ich 90 Cent pro Liter ins Auge fassen“. Das gilt für eine 3000-Liter-Lieferung in München. Gestern Abend wurden bestenfalls 94 Cent fällig.
Für Klapschus ist die Lage aber noch sehr volatil: „Es ist Wahnsinn, was wir gerade für Marktverschiebungen sehen“. Verbraucher „sollten die Preise gut im Auge behalten und schnell reagieren, falls sich die Lage im Nahen Osten wieder verschärft“. Auch Carsten Fritsch ist vorsichtig: „Die entscheidende Frage ist nun, ob der Waffenstillstand hält und eine dauerhafte Friedenslösung gefunden wird. Dann wäre mit einem weiteren Ölpreisrückgang zu rechnen. Denn der Ölmarkt ist dank der steigenden Ölproduktion der OPEC+ reichlich versorgt“, so der Commerzbank-Analyst. MATTHIAS SCHNEIDER