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Wie glücklich die Kühe sind

von Redaktion

Die Auflagen für Bio-Milch sind scharf. Weidehaltung gehört dazu. © Sebastian Willnow, dpa

Weidemilch – das klingt nach glücklichen Kühen auf saftigen Wiesen, nach Nachhaltigkeit, Qualität und einer verantwortungsvollen Lebensmittelerzeugung mit mehr Tierwohl. Dabei sollten Verbraucher wissen: Weidemilch ist nicht immer Bio-Milch.

Der Begriff „Weidemilch“ ist rechtlich nicht genau definiert. Das Oberlandesgericht Nürnberg entschied jedoch, dass der Begriff nicht irreführend sei, wenn die Kühe an 120 Tagen im Jahr für durchschnittlich sechs Stunden auf der Weide stehen. Zudem gibt es private Lizenzgeber, die eigene Standards entwickeln und Siegel ausgeben. Den derzeit besten Qualitätsstandard in Sachen Weidemilch, bietet das Label „Pro Weideland“. Die Anforderungen, die für das Siegel gelten sind: 120 Tage Weidegang für durchschnittlich sechs Stunden und mindestens 1000 Quadratmeter Weidefläche pro Kuh, die Anbindehaltung wird ausgeschlossen.

Wie die Haltungsbedingungen der Milchkühe an den übrigen 245 Tagen im Jahr aussehen, ist nicht eindeutig definiert. Weil nicht alle an dem Programm teilnehmenden Betriebe über einen ganzjährig nutzbaren Laufhof verfügen, wird die Pro-Weideland Milch in der Haltungsform 3 („Frischluftstall“) eingestuft. Alle anderen Kriterien für die höhere Stufe werden erfüllt, heißt es seitens des Unternehmens.

Bei Bio-Milch sind die Kriterien eindeutiger: Sie muss auch Weidemilch sein, Bio-Milchkühe müssen Zugang zu Weideflächen haben. Die Weidehaltung wird in den EU-Bio-Richtlinien vorgeschrieben. Die Verpflichtung zur Weidehaltung wurde in Deutschland in einigen Betrieben jedoch lange Zeit großzügig ausgelegt. Doch nun macht die EU-Kommission Druck, was viele Bio-Betriebe vor große Herausforderungen stellt, denn nicht alle haben direkten Zugang zu entsprechenden Weideflächen. Ausnahmen von der Weidepflicht sind nach EU-Recht nur aufgrund vorübergehender Umstände möglich, nicht aber wegen „strukturellen Gegebenheiten“ – etwa fehlender Weidefläche. Eine EU-weit einheitliche Mindestanzahl an Weidetagen oder -stunden gibt es nicht.

Es bleibt abzuwarten, wie viele Bio-Betriebe sich aufgrund der strengen Auslegung zukünftig von ihrem Bio-Status verabschieden müssen. Ein Dilemma, denn einerseits ist die Weidehaltung eine richtige Maßnahme für mehr Tierwohl, aber andererseits für viele engagierte Betriebe schlicht nicht umsetzbar.

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