Thiele-Erben zahlen vier Mrd. an Finanzamt

von Redaktion

Verstorbener Patriarch: Heinz Hermann Thiele mit Frau Nadia 2018 beim Börsengang von Knorr-Bremse. © imago

Kaufbeuren – Vier Milliarden Euro: So viel haben die Nachkommen eines Industriellen an den Freistaat Bayern überwiesen. Schon bei der Steuerschätzung im Mai war die Milliardenzahlung ablesbar, damals wurde der Name Thiele bereits mit dem Geld in Verbindung gebracht (wir berichteten). Nun ist klar: Es waren tatsächlich die Erben von Heinz Hermann Thiele, welche die Summe an den Fiskus abdrücken mussten, laut „Bild“-Zeitung an das Finanzamt Kaufbeuren. Es ist die höchste Erbschaftssteuer-Zahlung in der Geschichte der Bundesrepublik.

Thiele, 1941 geboren, hatte Knorr-Bremse aus München zum Weltmarktführer bei Bremsanlagen gemacht. Er war Mehrheitsaktionär seiner Firma, Hauptaktionär von Vossloh, Großaktionär der Lufthansa, Immobilieninvestor und besaß laut „Bild“ sogar Avocado-Plantagen in Südafrika und eine Rinderzucht in Uruguay. Auf insgesamt 15 Milliarden Euro wurde Thieles Vermögen geschätzt. Schon zu Lebzeiten hatte er versucht, das Kapital in einer Familienstiftung zu organisieren, die aber erst im Jahr 2023 anerkannt wurde, also nach seinem plötzlichen Tod im Februar 2021. Das führte nicht nur zu einem handfesten Erbstreit, in den Thieles Witwe Nadia, Sohn Hendrik und Testamentvollstrecker Robin Brühmüller verstrickt waren. Durch die späte Anerkennung der Stiftung fiel wohl auch die Erbschaftssteuer so hoch aus.

Grüne: Kapital für Investitionen vor Ort

Bayerns Haushalt habe ein Volumen von 76 Milliarden Euro, vier Milliarden Euro an Einnahmen seien da „eine echte Hausnummer“, sagt Claudia Köhler, die für die Landtagsgrünen im Haushaltsausschuss sitzt. Selbst, wenn ein Teil davon über den Länderfinanzausgleich für Bayern verloren gehe: „Mit dem Geld muss die Staatsregierung nun den Kommunen helfen, wo Schwimmbäder schließen, der Bustakt ausdünnt und das Geld für die Renovierung von Schultoiletten und den Bau von Seniorenheimen fehlt.“ Köhler fordert deshalb, dass die Staatsregierung schnell einen zweiten Nachtragshaushalt einreicht und mit dem Steuersegen für Investitionen in den seit Langem nach Hilfe rufenden Gemeinden und Städten sorgt. „Es ist keine Option, dass die Staatsregierung das Geld nun bis nächstes Jahr bunkert, um in der Kommunalwahl Wahlgeschenke zu finanzieren“, so Köhler. Denn funktionierende Strukturen vor Ort seien für das Vertrauen der Bürger in die Politik zentral. ANDREAS HÖSS

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