Mehr Tempo bei Bankgeschäften: Die EU will mit ihren Vorgaben den Zahlungsverkehr beschleunigen. Die Sicherheit soll dabei nicht auf der Strecke bleiben. © Smarterpix
Ab Oktober müssen Banken ihren Kunden in der EU Echtzeit-Überweisungen anbieten. Mit dem sogenannten Instant Payment können Bankkunden dann Beträge überweisen, die innerhalb von nur zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers eingehen. Das verlangt die EU. Solche Überweisungen gibt es auch jetzt schon, oft kosten sie aber Aufpreis oder funktionieren nur werktags. Künftig sollen sie dagegen rund um die Uhr und an allen sieben Wochentagen möglich sein – ohne Mehrkosten im Vergleich zu einer klassischen Sepa-Überweisung, die bisher nur an Arbeitstagen der Banken gebucht werden. So will die EU den Zahlungsverkehr in Europa beschleunigen, wovon Verbraucher und Unternehmen profitieren sollen.
Weil mit steigender Nutzung aber auch die Betrugsrisiken zunehmen, planen die Banken eine zusätzliche Sicherheitsschleife. Mit der „Empfängerüberprüfung“ sollen Überweisungen an falsche Adressaten vermieden werden. Dafür werden künftig bei jedem Überweisungsvorgang automatisch der Empfängername und die zugehörige IBAN miteinander abgeglichen. Stimmen beide Angaben nicht überein, erhalten die überweisenden Kunden eine Warnung und die Möglichkeit, die Überweisung zu stoppen. Die Informationen müssen zwischen überweisender und Empfängerbank in Sekundenschnelle ausgetauscht werden. Der Überweisungsvorgang verzögere sich für die Kunden nicht, erklärte Ingo Beyritz, Leiter Zahlungsverkehr beim Bundesverband deutscher Banken (BdB).
Unterschiedliches Vorgehen der Banken
Mit ihrer Initiative reagieren die Kreditinstitute auf EU-Anforderungen. Gesetzliche Grundlage für den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) bildet die EU-Verordnung, die im März 2024 um Vorgaben zur Empfängerüberprüfung ergänzt wurde. Die Verpflichtung gilt für alle Banken des Euroraums, also private Geschäftsbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Die genaue Ausgestaltung des Prozesses obliege den einzelnen Instituten, erklärt der Bankenverband. Somit werde sich das genaue Prozedere – also wie genau etwa die Kunden auf eine Diskrepanz bei den Kontodaten aufmerksam gemacht werden – vermutlich unterscheiden. Starten soll das neue Verfahren am 9. Oktober. Für die Kunden entstünden keine Mehrkosten, betont der Bankenverband. Für den Sommer sind Informationskampagnen geplant.
Technisch ist der blitzschnelle Transfer von Konto zu Konto seit Jahren möglich. Allerdings war das Angebot für die Banken bisher freiwillig und wurde wenig genutzt. Die meisten Kreditinstitute verlangten eine Gebühr. Weil die Blitzüberweisungen künftig nicht mehr kosten dürfen, erwarten Fachleute schnell steigende Nutzerzahlen. Rund 7,3 Mrd. Überweisungen werden derzeit nach Angaben des BdB in Deutschland jährlich vorgenommen.
Geld kann schwerer zurückgeholt werden
Dadurch steigt auch das Risiko. Während bei klassischen Überweisungen Zeit bleibt zum Nachfragen oder Eingreifen, ist das Geld bei Echtzeitüberweisungen sofort beim Empfänger. Damit kann es schwerer zurückgeholt werden. Deshalb gibt es Bedenken, ob die einfache Namensüberprüfung ausreicht: „Der Abgleich von Empfängernamen und IBAN ist ein Anfang, reicht aber nicht aus, um dauerhaft Schadensfälle zu vermeiden“, warnt zum Beispiel Jan Otto von PWC Deutschland. „Die Betrugsindustrie wird Lösungen entwickeln, um entsprechende Sicherheitslücken auszunutzen“. Die Banken seien unterschiedlich gut auf die Herausforderung eingestellt.
Ein wirksamerer Schutz bestünde laut PWC-Experten Otto in einer besseren Vernetzung der verfügbaren Kunden-Informationen: „Steht eine Echtzeitüberweisung etwa im Widerspruch zum normalen Ausgabenverhalten, sollte die Bank aufmerksam werden“, sagt er: „Etwa, wenn ein Kunde, der Echtzeitüberweisungen eigentlich nie nutzt, auf einmal 75 000 Euro nach Malta überweisen möchte.“