DIE BÖRSENWOCHE

US-Politik im Fokus

von Redaktion

Donald Trump hält die Finanzmärkte mal wieder in Atem. © Jacquelyn Martin/dpa

An den Börsen stand zuletzt einmal mehr US-Präsident Donald Trump im Fokus. Nach erneuten Gerüchten über eine bevorstehende Entlassung des amtierenden Präsidenten der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, stiegen die Renditen 30-jähriger US-Staatsanleihen kurzzeitig über das Niveau von 5 Prozent pro Jahr. Da ein Großteil der bestehenden Staatsanleihen in den kommenden Jahren refinanziert werden muss, begrenzen höhere Zinssätze direkt den Ausgabenspielraum der Regierung.

Diese Marktreaktion könnte ein Grund dafür sein, dass sich Trump – wie gewohnt – kurz nach Aufkommen der Gerüchte zu einer Relativierung veranlasst sah und die Entlassungspläne dementierte, obwohl er von der Fed seit Monaten vehement und bisher erfolglos Leitzinssenkungen fordert. Die Notenbank wiederum sah sich in ihrer abwartenden Haltung bestätigt, denn die US-Inflation wurde für Juni mit 2,7 Prozent deutlich höher vermeldet als im Vorjahr. Perspektivisch dürften vor allem steigende Zölle und eine restriktive Migrationspolitik zu einem stärkeren Preisanstieg führen, so dass die Fed bei ihrem nächsten Zinsentscheid Ende Juni voraussichtlich weiterhin keine Zinssenkung vornehmen wird.

Für die chinesische Volkswirtschaft wurden gemischte Daten veröffentlicht. Zwar stiegen im Juni sowohl die Exporte als auch die Industrieproduktion mit 5,8 bzw. 6,8 Prozent deutlich an. Allerdings dürfte es sich dabei um Vorzieheffekte angesichts drohender Zollsteigerungen nach dem Ende der Verhandlungspause handeln. Weiterhin relativ schwach fiel der Anstieg der Einzelhandelsumsätze mit 4,8 Prozent aus.

Offensichtlich gelingt der politisch gewünschte Schwenk von einer ausgeprägten Exportabhängigkeit zu einer stärkeren Binnennachfrage bisher nicht. Dazu tragen die seit mittlerweile rund drei Jahren fallenden Immobilienpreise bei. Da viele Chinesinnen und Chinesen einen nennenswerten Anteil ihres Vermögens in Immobilien investiert haben, wird der private Konsum ausgebremst.

In der kommenden Woche richten sich die Blicke zunächst auf die Veröffentlichung der von S&P Global berechneten Einkaufsmanagerindizes sowie des ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland. Die Umfragen unter Unternehmen vermitteln einen Eindruck über die Geschäftsaussichten der kommenden Monate und fielen bezogen auf Deutschland zuletzt zunehmend weniger pessimistisch aus. Entsprechend wird ein erneuter Anstieg des ifo-Geschäftsklimas erwartet. Dabei wirkt den verhaltenen Wachstumserwartungen der wichtigen Exportabnehmer China und USA die Aussicht auf steigende staatliche Investitionen und Strukturreformen zur Verbesserung der Standortqualität im internationalen Wettbewerb entgegen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird am Donnerstag voraussichtlich keine erneute Leitzinssenkung beschließen. Da sich die Inflation in der Eurozone jedoch in der Nähe des Zieleniveaus der EZB von 2 Prozent einzupendeln scheint, dürfte die Aussicht auf weitere Zinssenkungen im Jahresverlauf die Aktienmärkte weiter stützen.

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