Washington – „You are fired“ – „Sie sind gefeuert“: Diesen drei Worten verdankt Donald Trump seine Bekanntheit. Allzu gerne würde Trump den Spruch aus seiner früheren Fernsehshow „The Apprentice“ dem Zentralbankchef Jerome Powell entgegenschleudern. Denn der will sich dem Druck zur Senkung des Leitzinses nicht beugen.
Powell dürfte auch diese Woche standhaft bleiben. Experten erwarten, dass der zwölfköpfige Offenmarktausschuss, der über die Geldpolitik berät, den Leitzins wie bisher in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent belässt. Grund für die Zurückhaltung der Zentralbank sind ökonomische Risiken. Trump fordert dagegen eine Leitzinssenkung um ganze drei Prozentpunkte. Vom billigen Geld könnten potenzielle Hauskäufer und andere Kreditnehmer profitieren, argumentiert der Präsident. Das Tilgen der Staatsschulden würde ebenfalls günstiger.
Erst vergangene Woche versuchte Trump, Powell vor laufenden Kameras bloßzustellen – doch dieser behielt einen kühlen Kopf. Trump nahm zusammen mit Powell die Renovierungsarbeiten bei der Zentralbank in Washington in Augenschein. Dabei kritisierte er, der Fed-Chef habe die Kosten völlig aus dem Ruder laufen lassen, und diese lägen nun bei 3,1 Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro). Als Powell den Kopf schüttelte, zückte Trump ein Papier, um seinen Vorwurf zu erhärten. Powell setzte seine Lesebrille auf und stellte nach einem kurzen Faktencheck fest, der Präsident habe seiner Rechnung ein drittes Gebäude hinzugefügt, das bereits seit fünf Jahren fertig sei. Damit gehört der 72-jährige Powell zu einer aussterbenden Art in Washington. Er ist ein hochrangiger Funktionsträger, der dem Präsidenten offen widerspricht. AFP