Washington – Ungeachtet der vehementen Forderungen von US-Präsident Donald Trump nach Zinssenkungen hält die US-Notenbank den Leitzins stabil. Die Spanne liegt weiter zwischen 4,25 und 4,5 Prozent, wie der Zentralbankrat der Federal Reserve (Fed) am Mittwoch in Washington mitteilte. Marktbeobachter hatten bereits damit gerechnet – sie gehen frühestens von einer Zinssenkung bei der Sitzung im September aus. Der Leitzins ist für Banken wichtig: Zu diesem Satz können sie sich bei der Zentralbank Geld leihen.
Damit stemmt sich US-Notenbank-Chef Jerome Powell gegen Trump, dem die aktuelle Leitzinsspanne zu hoch ist. Trump will einen niedrigeren Leitzins, um die Wirtschaft anzukurbeln. Weil er aber nicht das bekommt, was er verlangt, hat Trump den Fed-Chef immer wieder verbal attackiert und unter anderem als „Dummkopf“, „Schwachkopf“ und „dummen Kerl“ beschimpft.
Erst vergangene Woche versuchte Trump, Powell vor laufenden Kameras bloßzustellen – doch dieser behielt einen kühlen Kopf. Trump nahm zusammen mit Powell die Renovierungsarbeiten bei der Zentralbank in Washington in Augenschein. Dabei kritisierte er, der Fed-Chef habe die Kosten völlig aus dem Ruder laufen lassen, und diese lägen nun bei 3,1 Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro). Als Powell den Kopf schüttelte, zückte Trump ein Papier, um seinen Vorwurf zu erhärten. Powell setzte seine Lesebrille auf und stellte nach einem kurzen Faktencheck fest, der Präsident habe seiner Rechnung ein drittes Gebäude hinzugefügt, das bereits seit fünf Jahren fertig sei. Damit gehört der 72-jährige Powell zu einer aussterbenden Art in Washington. Er ist ein hochrangiger Funktionsträger, der dem Präsidenten offen widerspricht. AFP/DPA