Der Dax war diese Woche trotz besonderer Ereignisse so ruhig wie eine japanische Teezeremonie. Immerhin wurde in Schottland diese Woche nicht nur Golf gespielt, sondern Donald Trump und Ursula von der Leyen einigten sich auf die kommenden Handelsregeln zwischen den USA und der EU. Kritisieren ist immer einfach, insofern versuche ich es heute mit Hilfe einer historischen Einordnung positiv zu bewerten.
Als sich Ende 2007 in den USA abzeichnete, dass Pakete von Ninja-Hypotheken nicht ausfallsicher sind, fragte sich die Fachwelt, wer diese Pakete eigentlich im dreistelligen Milliardenumfang gekauft hat. WestLB, BayernLB & Co. – es zeigte sich, dass deutsche Landesbanken die größte Käufergruppe darstellten. Ninja bezeichnet japanische Schattenkrieger und der Begriff wurde damals im Scherz verwendet. Gemeint war eigentlich Nina = No Income No Assets, also Kredite, die an Schuldner ohne Einkommen und ohne Sicherheiten vergeben wurden und offensichtlich stark ausfallgefährdet waren.
Warum ausgerechnet die deutschen Landesbanken auf beispiellose Weise diesem Betrug aufgesessen sind und welche Rolle die politisch besetzten Aufsichtsräte der Landesbanken und die EU Bankenregulierung dabei spielten, wäre ein eigenes Thema. Ich fühlte mich auf jeden Fall unangenehm daran erinnert, als deutlich wurde, dass kein Land auf der Welt beim Kauf von Corona-Impfstoffen so schlechte Vertragskonditionen mit Pfizer ausgehandelt hat wie die EU unter der Verhandlungsführerin Ursula von der Leyen. Es geht nicht um komplexe medizinische Fragen, sondern einfach um die im Vertrag genannten Abnahme- und Zahlungsverpflichtungen. Wie konnte die EU Großkunde werden und trotzdem die mutmaßlich schlechtesten Vertragsbedingungen weltweit aushandeln? Und jetzt also eine Handelsvereinbarung mit Donald Trump.
Diese Vereinbarung ist nicht nur schlecht für die EU, sie ist vor allem schlechter als die von anderen Ländern wie Japan oder Großbritannien mit den USA ausgehandelten Vereinbarungen. Laut einer aktuellen Umfrage sind 77 Prozent der deutschen Mittelständler der Auffassung, dass sich die EU von den USA über den Tisch hat ziehen lassen (Mittelstandsverband BVMW). Es gibt aber immerhin das ein oder andere Land in Afrika und Asien mit noch schlechteren Vereinbarungen, insofern darf man das vielleicht schon als Fortschritt für die EU sehen. Es geht voran.