Depot für den Ruhestand

von Redaktion

Wer gut vorgesorgt hat, kann seinen Ruhestand in vollen Zügen genießen. © IMAGO/Rolf Poss

Rund zwei von drei Deutschen sorgen privat fürs Alter vor – und legen schon in jüngeren Jahren entsprechend Geld dafür zurück. Dabei gerade in der Ansparphase wichtig: den Zinseszinseffekt mitzunehmen. Besonders gut eignen sich in dieser Phase also etwa Fonds oder Indexfonds (ETFs) im Portfolio, bei denen etwaige Gewinne direkt reinvestiert (thesauriert) werden. Nur: Was in jüngeren Jahren sinnvoll und auch nützlich ist, ist im Ruhestand womöglich gar nicht mehr so vorteilhaft. Denn dann möchten Rentner ja womöglich mit Ausschüttungen und Dividenden ihre Rente aufbessern.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um das Depot auf ausschüttende Titel umzubauen?

„Solange man kein laufendes Zusatzeinkommen aus dem Depot benötigt, sind thesaurierende ETFs meist die schlauere Wahl“, sagt Paul Maares von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Über einen Wechsel zu ausschüttenden Titeln lohne es sich darum erst nachzudenken, wenn klar ist, dass die regelmäßigen Zahlungen für die Rentenaufbesserung benötigt werden. Dann aber ist es sinnvoll, nicht erst kurz vor knapp aktiv zu werden. „Der ideale Zeitpunkt für den Umbau liegt erfahrungsgemäß etwa fünf bis sieben Jahre vor Rentenbeginn“, sagt Holger Knaup, Geschäftsführer bei der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung.

Wie geht man dabei am besten vor?

Zunächst sollten Anleger ermitteln, wie hoch ihr Einnahmebedarf realistisch sein wird, rät Holger Knaup. Daraus lässt sich der monatliche oder jährliche Ausschüttungswunsch ableiten, der zur Erfüllung dieses Ziels erforderlich ist. Anschließend muss man passende ausschüttende Alternativen auswählen, die zum persönlichen Risikoprofil passen. Erst dann sollten sich Anleger daran machen, ihr Portfolio Stück für Stück zu verändern. Heißt: über den entsprechenden Zeitraum hinweg in mehreren Tranchen die thesaurierenden Titel verkaufen, um den Erlös in ausschüttende Wertpapiere zu investieren – im Idealfall in breit streuende wie etwa Dividenden- oder Anleihe-ETFs. So wird nicht nur das Schwankungsrisiko, sondern auch das Risiko ungünstiger Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkte reduziert. Was Verbraucher bei diesem Schritt beachten sollten: Unter Umständen kann eine Menge Kapitalertragsteuer anfallen. Für Berufstätige sind das 25 Prozent.

Welche Wertpapiere passen in der Rente überhaupt noch ins Depot?

Wie hoch der Aktienanteil sein sollte, hängt laut Finanzexperte Yann Stoffel von der noch geplanten Anlagedauer und der Risikotragfähigkeit ab. Daher könne auch bei Rentnern ein hoher Aktienanteil – etwa in Form von breit gestreuten Einzelaktien, ETFs oder Fonds – vernünftig sein. Prof. Michael Heuser vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) empfiehlt aber durchaus, mit fortschreitendem Alter auch das Schwankungsrisiko des Depots zu reduzieren. Dafür kann Holger Knaup zufolge etwa der Anteil von Unternehmens- oder Staatsanleihen mit guter Bonität oder von defensiven Mischfonds erhöht werden.

Kann auch ein Entnahme-Plan funktionieren?

„Für viele Anleger ist es durchaus effizienter, das bestehende thesaurierende ETF-Depot zu behalten und per Entnahmeplan regelmäßig Anteile zu verkaufen“, sagt Paul Maares. Der Vorteil von Entnahmen: Sie sind flexibel gestaltbar und die Struktur des Portfolios bleibt übersichtlich. Michael Heuser zufolge hängt die Vorgehensweise vor allem von der finanziellen Gesamtsituation ab. Er sagt: „Je mehr regelmäßige Liquidität aus dem Depot benötigt wird, umso mehr sollte man auf Ausschüttung setzen.“ So sei der finanzielle Grundbedarf weniger abhängig von Börsenschwankungen. Holger Knaup zufolge haben beide Strategien ihre Daseinsberechtigung. Darum müsse man sich auch nicht nur an die eine oder nur an die andere halten – auch eine Mischform sei denkbar.

Was taugen kommerzielle Angebote?

Viele Anbieter haben Produkte im Angebot, die – wenn sie entsprechend ins Depot gebucht werden – genau ein solches einfaches, passives Einkommen versprechen. Das hat Yann Stoffel als für die Stiftung Warentest arbeitender Finanzexperte beobachtet. Er empfiehlt aber, nicht von so einem Produkt Gebrauch zu machen. Solche Lösungen seien „fast immer mit zusätzlichen Kosten verbunden“. Und selbst wenn der Aufschlag nur gering sein sollte – im Laufe der Jahre können schon 0,3 Prozent Kostenaufschlag pro Jahr enorme Ertragseinbußen bedeuten. Wer sein Portfolio auf eigene Faust passend für den Ruhestand vorbereitet, komme häufig günstiger dabei weg, so Stoffel.

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