Kein Geld mehr im Supermarkt

von Redaktion

Geld abheben an der Kasse ist für viele zu einem praktischen Service geworden. Doch mit den neuen Debitkarten geht das oft nicht mehr. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

München – Kunden der Hypovereinsbank (HVB) zum Beispiel haben neuerdings öfter mal Pech, wenn sie im Supermarkt Bargeld abheben möchten. Bei Rewe etwa geht das mit den neuen Debitkarten der HVB nicht mehr. In kleineren Geschäften oder beim Friseur kann es sogar sein, dass man mit der Karte nicht mal mehr bezahlen kann. Was ist da los?

■ Aus für Maestro

Dazu muss man ein bisschen ausholen. Viele Jahre lang funktionierte das Bezahlen und das Cashback im Supermarkt, also der Service, dass man an der Kasse Geld abheben kann, über die Girocard, die früher EC-Karte hieß. Dieses System ist ein rein deutsches, würde also im Ausland nicht funktionieren, wenn nicht die Kreditkartenfirmen Mastercard und Visa mit Girocard zusammenarbeiten würden. Maestro heißt das System, das die Girocard auch im Ausland einsetzbar macht. Doch Mastercard will Maestro nun einstellen. Es sei ein veraltetes System, weil es zum Beispiel nicht beim Online-Einkauf funktioniert. Noch im Umlauf befindliche Maestro-Girokarten kann man noch bis zum Ablauf der Gültigkeit nutzen, dann ist Schluss.

■ Was Banken tun können

Banken, die bisher Girokarten mit Maestro ausgegeben haben, müssen sich etwas Neues überlegen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten, erklärt Josefine Lietzau, Expertin für Zahlungssysteme beim Geldratgeber „Finanztip“.

1. Sie wechseln zu V-Pay, was ein ähnliches System von Visa ist, allerdings nicht weltweit funktioniert

2. Sie wechseln zur Debitkarte von Mastercard oder Visa. Diese Karten lassen sich wie andere Kreditkarten auch, problemlos zum Online-Bezahlen einsetzen und werden weltweit akzeptiert.

3. Sie geben die Girocard ohne Partner aus. Dann funktioniert sie nur in Deutschland.

Die Hypovereinsbank gibt als Standardkarte eine Debitkarte von Mastercard aus. Mit dieser kann man weltweit an 150 Millionen Akzeptanzstellen bezahlen, erklärt eine Sprecherin der Bank auf Anfrage. Beim kleinen Laden um die Ecke klappt es aber unter Umständen nicht. „Es ist uns bewusst, dass der Einsatz noch nicht bei allen Händlern und Behörden möglich ist“, so die Sprecherin. Deshalb biete die Bank weiterhin eine Girokarte als Zweitkarte an, mit der man dann auch wieder Geld in Supermärkten bekommt. Doch die Zweitkarte kostet zusätzlich 12 Euro im Jahr.

■ Was Kunden verärgert

Das ärgert Kundin Anja A. Schließlich habe die Bank nach und nach viele Filialen geschlossen und die Geldautomaten, an denen sie kostenlos abheben kann, werden in ihrer Umgebung auch immer weniger. Da war der Rewe ums Eck oft die letzte Möglichkeit, an Bares zu kommen. Besonders erbost sie, dass die neue Debitkarte 15 Euro kostet, die alte nur fünf. Und dass sie nun zusätzlich 12 Euro für eine Girocard bezahlen müsste, um den alten Service wieder in Anspruch nehmen zu können. „Ein Frechheit“, meint sie. HVB-Kundin Ingrid O. beklagt, sie könne nicht nur kein Geld mehr abheben, in drei kleinen Läden, die sie öfter aufsucht, werde die Karte auch nicht zum Bezahlen akzeptiert.

■ Was der Handel sagt

Rewe macht den Kundinnen wenig Hoffnung. „Bei Rewe funktioniert die Bargeldabholung nur mit Girocard. Etwas anderes ist in dieser Hinsicht nicht geplant“, erklärt eine Sprecherin. Das gilt für die bundesweit 6000 Rewe- und Penny-Märkte. Etwas anders ist die Lage bei Edeka. Einige Märkte akzeptieren die Debitkarten für Cashback, andere nicht.

Dabei sind es gar nicht die Kosten, die mache Einzelhändler davon abhalten, Geld per Debitkarte auszuzahlen. Wie Ulrich Binnebößel, beim Handelsverband HDE für Zahlungsverkehr verantwortlich, erklärt, ist das Cashback der globalen Anbieter sogar kostenlos, während Geldabheben mit Girocard dem Händler mit 0,17 bis 0,2 Prozent vom Auszahlungsbetrag berechnet wird. Wo die Debitkarten allerdings deutlich teurer sind, ist der Bezahlvorgang. „Hier kommt regelmäßig das Zwei- bis Dreifache für Mastercard oder Visa zum Abzug.“ Deshalb wollten Händler oft nicht, dass Kunden überhaupt Debitkarten einsetzen. Beim Bezahlen könnten sie das nicht verhindern, weil dann zu viele Kunden abgeschreckt würden. Mit dem freiwilligen Service Cashback hingegen könnten viele dazu bewogen werden, doch lieber eine (für den Handel billigere) Girocard zu nutzen.

■ Was Kunden tun können

Und die Kunden? Bei aktueller Lage bleibt ihnen nur, sich einen anderen Supermarkt oder Discounter zu suchen, der Debitkarten fürs Geldauszahlen akzeptiert, der Wechsel zu einer Bank, die weiterhin kostenlos eine Girocard anbietet, oder die (kostenpflichtige) Anschaffung einer Girocard als Zweitkarte.

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