DIE BÖRSENWOCHE

Zu spät für Rüstungsaktien?

von Redaktion

Rüstungsaktien wie Rheinmetall und entsprechende Themenfonds oder ETFs sind ein Bestseller. Die Vertriebsstory ist einleuchtend: Erstens lieferten Rüstungsaktien in den letzten drei Jahren eine Spitzenrendite und zweitens werden Panzer und Co. von den Staaten bezahlt, sind also konjunkturunabhängig.

Schade, dass man nicht schon vor drei Jahren auf die Idee gekommen ist, da waren Rüstungsaktien tatsächlich ausgesprochen niedrig bewertet und damit wären wir auch schon mitten im Problem. Die Marketingstory von solchen Themeninvestments funktioniert immer erst, nachdem die Kurse schon stark gestiegen sind. Erst dann kommt der Vertrieb auf die Idee, einen „Defence ETF“ (klingt besser als Rüstung) aufzulegen. Wohin das führt, sieht man an der letzten großen Vertriebsstory „Grüne Energie“. Der erfolgreichste Bestseller mit 6,8 Milliarden Euro Volumen im August 2022 war der iShares Global Clean Energy Transition ETF. Seit August 2022, also in den letzten drei Jahren, verloren die Anleger mit diesem Fonds 44 Prozent ihres Kapitals. Das ist bitter, dabei war die Story doch ähnlich einleuchtend.

Nachdem die Staaten den Umbau zu Grüner Energie der EU und anderer Industriestaaten hoch subventionierten, hätte der Fonds auch konjunkturunabhängig laufen müssen. Leider ist den Regierungen das Geld für die Subventionen ausgegangen und dann hat sich auch noch der politische Wind gedreht. Rüstung geht jetzt vor.

Ich möchte nicht wissen, was bei den Rüstungsaktien los sein wird, wenn sich die politische Weltlage wieder befriedet und man feststellt, dass die europäischen Nato-Staaten zusammen heute schon dreimal so viele Panzer und Kampfflugzeuge wie Russland haben. Was soll der konkrete Vorteil sein, wenn man fünfmal so viele hat? Offensichtlich hat die Bundeswehr ein strukturelles Problem, das mit Geld erstens nicht zu lösen und wo zweitens abzusehen ist, dass auch hier den Politikern das Geld ausgehen wird. Auch wenn sich die Themen ändern, jetzt noch schnell in Rüstungsaktien zu investieren, ist sehr wahrscheinlich der gleiche Fehler, den Privatanleger immer gerne machen.

Artikel 4 von 7