DIE BÖRSENWOCHE

China fällt als Zugpferd aus

von Redaktion

Die Finanzmärkte blicken auf die neuesten Produktionszahlen aus China. © afp

Der internationale Warenhandel leidet unter eskalierenden Handelskonflikten. Diese theoretisch nicht neue Erkenntnis lässt sich mittlerweile an volkswirtschaftlichen Kennzahlen ablesen. So fiel der Anstieg des chinesischen Exportvolumens im August mit 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer aus als in den Vormonaten. Die chinesischen Importe legten mit 1,3 Prozent noch schwächer zu. Eine mögliche Ursache für diese Diskrepanz könnte eine stärkere Fokussierung auf den Kauf einheimischer Produkte sein. Allerdings ist bisher weder beim privaten Konsum noch bei Investitionen eine besonders dynamische Entwicklung erkennbar.

Die gerade veröffentlichte August-Inflationsrate zeugt mit minus 0,4 Prozent eher von einer ausgeprägten Kaufzurückhaltung. Dabei ist ein Kernproblem der chinesischen Volkswirtschaft, dass Wohnungspreise seit rund drei Jahren stetig fallen und so bei Besitzern von Immobilien einen negativen Vermögenseffekt auslösen. Vor diesem Hintergrund stehen in der kommenden Woche die aktuellen Daten zum Anstieg der Industrieproduktion, der Anlageinvestitionen und der Einzelhandelsumsätze sowie der Immobilienpreise in China im Fokus. Sollten diese erneut schwach ausfallen, dürften Erwartungen an geld- oder fiskalpolitische Stützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung zunehmen, die allerdings bisher kaum auf fruchtbaren Boden fielen. Die chinesische Wirtschaft wird damit kurzfristig als Zugpferd der Weltwirtschaft ausfallen.

Auch die deutsche Wirtschaft ist stark exportabhängig. Im Juli sanken sowohl die Exporte als auch die Importe um 0,6 bzw. 0,1 Prozent. Zwar überraschte der Anstieg der Industrieproduktion zuletzt mit 2,2 Prozent positiv, allerdings deutet die im August gesunkene Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen auf Bundesautobahnen eine künftig wieder schwächere Produktion an. Umso wichtiger wären zeitnahe Impulse vonseiten der Politik zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen in Deutschland – zumal die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzinssenkungszyklus vorerst beendet hat.

Besondere Beachtung fand auch an den Börsen die Regierungskrise in Frankreich. Schon die Ankündigung des Misstrauensvotums durch den ehemaligen Ministerpräsidenten Bayrou sorgte für einen Anstieg der Risikoprämien französischer Staatsanleihen. Im Vergleich zu Bundesanleihen stieg die Verzinsung, was die ohnehin schwierige Haushaltslage Frankreichs verschärft. Da davon auszugehen ist, dass auch eine potenzielle neue Regierung keine Mehrheit im Parlament haben wird, bleibt die französische Politik vorerst ein Unsicherheitsfaktor.

Anleger sollten zudem in der kommenden Woche den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed im Blick behalten. Erwartet wird eine Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Auch ein größerer Zinsschritt wäre möglich und könnte kurzfristig für steigende Aktienmarktnotierungen sorgen (s. nebenstehenden Bericht).

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