BÖRSENWOCHE

Schwache Fed, schwacher Dollar

von Redaktion

Höhepunkt diese Woche war die Sitzung der Fed, die die Markterwartungen am Mittwoch mit einer Herabsetzung des Leitzinsbandes um 25 Basispunkte erfüllt hat. Den Weg zur Zinssenkung, die erste in diesem Jahr, ebnete Chairman Powell bereits mit seiner Jackson-Hole-Rede Ende August. Damals hob er die Verschiebung der geldpolitischen Risiken hin zum Mandat der Vollbeschäftigung hervor.

Seitdem belegte ein weiterer Arbeitsmarktbericht die schwache Dynamik. Daher wurde im Vorfeld der Sitzung, auch angesichts der Positionen der etablierten „Zinstauben“ im Komitee (Waller und Bowman), auf der Marktseite sogar ein größerer Schritt von 50 Basispunkten für möglich gehalten. Dafür votierte letztlich aber nur der Neuzugang Stephen Miran. Trumps Chefvolkswirt und Co-Architekt der Zollpolitik wurde erst am Montag in das Gremium berufen.

Angesichts des (zollbedingt) erhöhten Inflationsdrucks erscheint der Zinssenkungsspielraum für eine unabhängig agierende Zentralbank begrenzt. Dennoch erwarten der Markt und auch wir aufgrund der weiterhin schwachen Arbeitsmarktdaten einen erneuten Zinsschritt im Oktober. In einem Umfeld wieder steigender Inflationsraten und aufgrund der Immigrationspolitik anhaltend hohen Lohnwachstums dürfte das aber die letzte Zinssenkung der Fed unter Führung von Jerome Powell sein.

Erst nach Amtsantritt des neuen Fed-Chairmans wird es weitere substanzielle Zinssenkungen der Fed bis Ende 2026 geben. Eine weniger unabhängige Fed kommt dann den Wünschen von Präsident Trump nach, die Zinsen zu senken, wovon er sich eine Linderung des Schuldenproblems erhofft.

Auch wenn die bisherigen Attacken auf die Fed vom Markt weitgehend ignoriert wurden, dürfte sich das mit der Zeit ändern. Übermäßige Zinssenkungen werden mittelfristig einen Anstieg der Inflation zur Folge haben, was zu einer deutlich steileren US-Zinskurve und leicht steigenden 10-jährigen Treasury-Renditen führen dürfte. Letztlich werden die Märkte damit die Rechnung für den Verlust der Unabhängigkeit stellen.

Dies dürfte auch eine weitere Schwächung des US-Dollars zur Folge haben. Nach einer zwischenzeitlichen Seitwärtsbewegung erwarten wir daher eine Abwertung des Dollars auf 1,22 gegenüber dem Euro. Schon jetzt klagen europäische Exporteure über die Währungsentwicklung, die das Geschäft über die Zollerhöhungen hinaus belastet.

Die Abwertung des Dollars ist bereits seit 2022 im Gang und könnte sich auch am jetzt beginnenden Oktoberfest bemerkbar machen. In der Zeit vor Corona haben die Besucherströme aus den USA auf die Wiesn immer eine hohe Korrelation zur Dollarentwicklung gezeigt. In den letzten beiden Jahren ist die Zahl der amerikanischen Wiesn-Besucher hingegen weiter angestiegen. Mal sehen, ob auch in diesem Jahr eine steigende Anziehungskraft der Wiesn die währungsbedingten Kaufkraftverluste der Amerikaner kompensieren kann. Diese Frage stellt sich auch der gesamten deutschen Exportwirtschaft, die versuchen muss, die Nachteile auf der Währungsseite durch attraktivere Produkte oder durch eine Senkung der Kosten wettzumachen.

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