Spannende neue Brettspiele

von Redaktion

Oh no, we crashed! Huch 3 bis 6 Spieler ab 8 Jahren 18 Euro

Zenith Playpunk/Asmodee 2 Spieler ab 10 Jahren 35 Euro

Seti Czech Games Edition 2 bis 4 Spieler ab 12 Jahren 65 Euro

Topp die Torte Schmidt Spiele 2 bis 4 Spieler ab 6 Jahren 28 Euro

Cities Verlag Kosmos 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren 33 Euro

Neben Klassikern wie „Mensch ärgere dich nicht“ testen viele gern auch neue Spiele. Die Auswahl ist jedes Jahr gewaltig. © Benjamin Nolte, dpa

■ Cities

Familientauglich ist „Cities“ für zwei bis vier Städteplaner vom Autorenduo Phil Walker-Harding und Steve Finn. Was hier sofort angenehm auffällt, sind schlanke vier Seiten Regeln bei 45 Minuten Spieldauer bei zugleich hoher Spieltiefe und Spannung. Alternativ acht Metropolen von Lissabon über Sydney bis New York werden dabei im spielerischen Wettstreit nachgebaut. Jede Runde neu sichert man sich Grundstücke mit Parks und Gewässern, Gebäude oder persönliche Bauaufträge. Die Richtung geben anfangs drei öffentliche Aufträge vor, die für jede Stadt anders sind. Wer auftragsgemäß baut, bekommt Siegpunkte. Pro Runde vier (zu zweit acht) Figuren stehen zur Beschaffung des Nötigen zur Verfügung.

Nicht selten beschleicht einen das Gefühl, wie ein Esel zwischen diversen Heuhaufen zu stehen. Was hole ich mir jetzt, was kann warten? Das ist das Dilemma, das auch Vielspieler fordert. Nach acht kniffligen, aber schnellen Runden ist alles vorbei. Zur ansprechenden und funktionalen Optik kommt ein fairer Preis von 33 Euro.

■ Topp die Torte

Ein Kinderspiel, aber eines, bei dem auch gut Erwachsene mitmachen können, ist „Topp die Torte“ von Wolfgang Warsch. Der aktuelle Preisträger Kinderspiel des Jahres wendet sich an Tortenbäcker ab sechs Jahren. Schon thematisch verfängt das Zubereiten einer Süßigkeit. Dazu kommt als Clou ein origineller Spielmotor, der alle Altersgruppen zu so gut wie gleichwertigen Konkurrenten macht. Denn gefragt ist Augenmaß. Jeder der zwei bis vier Wohnzimmerkonditoren beginnt mit einem Tortenboden, den senkrecht Farbstreifen durchziehen. Ähnlich gestreift sind auch die Schichten, die nach und nach aufgetürmt werden. Aufgabe ist es, sie so anzulegen, dass identische Farben miteinander verbunden werden.

Zu dieser einzigartigen Mechanik kommt ein einfaches taktisches Element. Als Lohn für passend verbundene Streifen winken Zuckerwürfel gleicher Farbe. Die werden in Gläsern gesammelt, was Siegpunkte bringt. Aber nur, wenn verschiedenfarbige Würfel in ein Glas kommen. Die Neuheit spielt sich weitgehend intuitiv in kurzweiligen 20 Minuten. Sie kostet 28 Euro.

■ Seti

Am anderen Ende der Komplexitätsskala rangiert „Seti“ von Tomas Holek. Es geht um nicht weniger als das Aufspüren außerirdischer Intelligenzen. Oft sind Spielthemen nur übergestülpt. Ganz anders bei „Seti“. Selten war ein Spiel gefühlt näher am Thema. Im Wettstreit entdecken bei „Seti“ bis zu vier Forschern ab zwölf Jahren eines oder zwei von fünf möglichen Alien-Völkern. Die atmosphärische Dichte ist immens, was seinen Preis hat. Vor allem erste Partien in voller Besetzung dauern oft gut drei Stunden. Sitzen notorische Grübler am Tisch, kann die eine oder andere Stunde dazukommen. Dafür entsteht schon beim Spielaufbau ein wahrer Augenschmaus. Ring für Ring nimmt unser Sonnensystem mit seinen Planeten Gestalt an. Am Rand sind ferne Galaxien erkennbar. Als Spieler bauen wir Raumschiffe, starten von der Erde, lassen sie in Orbits um Planeten und Monde kreisen oder dort landen. Per Radioteleskop schicken wir zudem Botschaften ins All und erhalten irgendwann auch Antwort.

Spielmotor sind Karten. Das Material ist schon fast überbordend, das Spielerlebnis faszinierend, wie es Star-Trek-Alien Mister Spock wohl ausdrücken würde. Ein Brettspiel wird hier zum großen Kino, das am Ende siegpunktbedingt einen Sieger hat. Aber ein Erlebnis bleibt auch für alle anderen. Der Preis von 65 Euro ist angemessen. Tipp: Vorwiegend zu zweit oder dritt spielen.

■ Zenith

Wer nach „Zenith“ vom Autorenduo Gregory Grard und Mathieu Roussel vermutet, dass der Weltraum spielerisch Konjunktur hat, der liegt richtig. Auch dieses Zweipersonenspiel ab zehn Jahren kreist thematisch um Planeten. Es ist eine Art planetares Tauziehen simultan an fünf Tauen. Gerungen wird um die Macht von Merkur bis Jupiter. Es siegt, wer einen Planeten dreimal auf die eigene Seite zieht oder vier verschiedene oder fünf beliebige.

Gezogen wird mittels Karten, die drei Sorten von Wesen zeigen – Menschen, Roboter und Animods. Das planetare Ringen kostet Geld. Alternativ steht ein Sonnentableau zur Verfügung, auf dem mächtiger werdende Effekte ausgelöst werden können. Das kostet Energie statt Geld. Wem es an beidem mangelt, der kann auf einem dritten Bereich des Spielplans quasi betteln gehen.

Eine Partie kann nach gut 15 Minuten enden oder bis zu 45 Minuten dauern. Das Spiel packt einen meistens sofort. Hier stimmt so gut wie alles von Grafik im Comicstil über den variablen Spielplan bis zu soliden Planetenscheiben. Nur die Kartensymbolik macht anfangs zu schaffen. Weil man „Zenith“ oft und gern spielt, ist die auch bald verinnerlicht. In Teams als Variante zu viert spielbar. Preis: 35 Euro.

■ Oh no, we crashed

Wer findet, dass an Spieltischen zu viel gegrübelt wird und es an Lebhaftigkeit mangelt, sollte „Oh no, we crashed“ von Gilli Levy und Kundra Magnus ausprobieren. Das kooperative Echtzeitspiel für drei bis sechs Schiffbrüchige ab acht Jahren wirkt – verpackt in einen Karton von der Größe einer Zigarettenschachtel – unscheinbar. Das havarierte Gefährt ist ein Raumschiff. Und wieder lässt der Weltraum grüßen.

In die Mitte des Tisches kommt die abgestürzte Rakete. Darum herum gruppiert werden offen acht Systemkarten, die je drei Komponenten zeigen. Verdeckt darum verteilt werden 40 Komponentenkarten. Wir blicken auf die von Trümmern übersäte Absturzstelle.

Aufgabe aller zusammen und gleichzeitig ist es, die Systemkarten zu reparieren, indem man zugehörige Komponentenkarten darauf legt. Erstes Problem: Erst einmal muss man die Komponenten finden, sprich aufdecken. Zweites Problem: Ich darf in jede Hand nur eine Karte nehmen. Jedes System benötigt aber drei Komponenten. Lösung: Wir kooperieren. Und zwar unter Zeitdruck. Drei Schiffbrüchige haben 90 Sekunden. Sechs Personen 70 Sekunden. Einer von ihnen muss ein Handy mit Timer-App besitzen. Gespielt werden kann in 15 Szenarien mit unterschiedlichen Kartensets. Spieldauer maximal fünf Minuten.

Spielwiesn

Wer Spiele ausprobieren möchte, hat von 7. bis 9. November in Augsburg (Messe) auf der 32. Spielwiesn Gelegenheit dazu. 200 Neuheiten werden von 80 erfahrenen Helfern erklärt, um den Spielern langes Regelstudium zu ersparen. 2200 Plätze stehen zur Verfügung. Tageskarte: 17 Euro.

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