Verschärfte Crashtests: Der ADAC prüfte im erhöhte Aufprallgeschwindigkeit. © ADAC/dpa-tmn
Der Test von Kindersitzen gehört zu den Fixpunkten im Jahreskalender der Stiftung Warentest. Ihre Datenbank umfasst inzwischen 154 Modelle, die bis zu 860 Euro kosten. Doch so viel muss man nicht ausgeben. Schon für 100 Euro gibt es überzeugende Modelle.
■ Der Test
Der aktuelle Test fand der Stiftung zufolge unter verschärften Crash-Test-Bedingungen statt. Ausgeweitet wurde die Analyse auf per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die sogenannten Ewigkeitschemikalien. Dennoch schnitt die Mehrheit der Modelle mindestens mit der Note „befriedigend“ ab. Im Härtetest waren 20 Autokindersitze zu Preisen von 100 bis 750 Euro, darunter Modelle für alle Altersgruppen von der Geburt bis zum 12. Geburtstag und für alle Körpergrößen von 40 Zentimetern bis 1,50 Metern. Zehn Sitze waren insgesamt gut.
■ Warnung
Vor zwei überwiegend online vertriebenen Modellen gaben die Stiftung und der ADAC jedoch eine Sofortwarnung heraus. Die Mängel im Crash-Test waren gravierend. Die Tester: „Wir raten dringend davon ab, die drehbaren Kindersitze Chipolino Olympus i-Size und Reecle 360 ZA 10 i-Size zu nutzen.“ Zur Crashtest-Schwäche kam beim Chipolino noch ein hoher Gehalt an problematischen Flammschutzmitteln.
■ Für Babys
Die besten Babyschalen sind Joie Sprint (215 Euro) und Maxi-Cosi Pebble S mit Isofix-Base (330 Euro). Isofix ist ein Klicksystem, mit dem die Schale am Autositz fixiert wird. Ebenfalls gut, aber teurer sind die Babyschalen von Nuna (440 Euro) und der Avionaut mit Isofix (528 Euro).
■ Für Kleinkinder
Von der Geburt bis ins Kleinkindalter von etwa vier Jahren (oder 105 Zentimetern) ist der Graco Turn2Me für 149 Euro am günstigsten und gut. Bis auf den Bezug ist er laut Anbieter gleich mit dem deutlich teureren Joie i-Pivot 360. Von den ausschließlich für Kleinkinder gedachten Sitzen ist nur noch der 720 Euro teure Thule Elm „gut“. Darin sitzen die Kinder entgegen der Fahrtrichtung, was laut dem Test vor allem für bis zu Zweijährige die generell bessere Lösung ist.
■ Für größere Kinder
Bei den Sitzen für Kinder von 100 bis 150 Zentimetern Größe, also von etwa vier bis zwölf Jahren, waren drei Modelle „gut“: Der Cybex Solution G2, der Recaro Axion 1 und der Joie i-Trillo FX für 100 Euro.
Sitze, die mitwachsen, kommen im Test nicht über ein „Befriedigend“ hinaus. Der einzige Universalsitz, der Lionelo Braam i-Size ist sogar nur „ausreichend“. Bei Frontalaufprall schützte er den Testern zu wenig.
Gar nicht empfehlenswert sind der Stiftung zufolge Sitzerhöhungen ohne Rückenlehne für größere Kinder. Diese bieten keinerlei Schutz bei Seitenaufprall. Solche Modelle wurden gar nicht erst getestet, die Note „mangelhaft“ stünde von Vorneherein fest.
■ Schadstoffe
Erstmals wurden die Sitze im Labor auf PFAS-Verbindungen getestet. Ausgerechnet der in Sachen Unfallsicherheit am besten bewertete Sitz, der Cybex Anoris T2 mit integriertem Airbag, enthält die Verbindungen oberhalb der Grenzwerte der europäischen Chemikalienverordnung. Zwar stuften die Tester die Gefahr für Kinder, die den Sitz benutzen, als gering ein.
Dennoch kritisiert die Stiftung die Umweltbelastung und stuft den Sitz nur als „befriedigend“ ein. Allerdings hat der Hersteller reagiert, der Sitz wird inzwischen mit anderen Bezugsstoffen im Handel angeboten.
■ Einbau
Eltern, die einen Kindersitz suchen, sollten neben Testergebnissen unbedingt auch darauf achten, die Bedienung sicher zu beherrschen. „Ein falsch eingebauter Kindersitz kann bei einem Unfall seine Schutzwirkung verlieren und das Kind in ernsthafte Gefahr bringen“, mahnte der ADAC.
Isofixstationen können demnach dabei helfen, Einbaufehler zu vermeiden. Die Ergebnisse der aktuellen Testrunde zeigen laut ADAC aber auch, dass diese Einbauform nicht in jedem Fall auch einen Sicherheitsvorteil bietet.
Generell lohnt es sich, den vorgesehenen Sitz einmal im Auto auszuprobieren, denn Kindersitze können erstaunlich viel Platz einnehmen. Bei der Gelegenheit kann man sich im Fachhandel auch gleich den richtigen Einbau zeigen lassen. COM