Kredite könnten ohne Schufa teurer werden

von Redaktion

Kreditanfrage abgelehnt? Das liegt sehr wahrscheinlich an negativen Schufa-Einträgen. Die sollen nun womöglich schneller gelöscht werden. © Christin Klose, dpa

Es geht letztlich um sehr viel Geld. Am morgigen Donnerstag verhandelt der Bundesgerichtshof, wie lange etwa Auskunfteien wie die Schufa bestimmte Einträge zur Zahlungsfähigkeit speichern dürfen. Direkte Folgen hat das Urteil für 564 000 Menschen. Doch was die Richter in Karlsruhe entscheiden, trifft womöglich alle Deutschen. Kredite könnten deutlich teurer werden.

Wer zum Beispiel ein Sofa gekauft hat und nicht bezahlt oder den Telefonvertrag nicht mehr bedient, wird in der Regel mehrmals gemahnt. Wenn immer noch kein Geld kommt, können Verkäufer oder Vermieter einen sogenannten Schuldtitel erwirken. Die Auskunfteien nennen das offene Zahlungsstörung. Wer einen solchen Eintrag etwa bei der Schufa hat, gilt als nicht kreditwürdig. Wer seine Schulden zuletzt dennoch begleicht, wird mit einer „erledigten Zahlungsstörung“ vermerkt. Dieser Hinweis wird derzeit in der Regel 36 Monate gespeichert.

Immer wieder klagen Verbraucher gegen die Schufa wegen dieser Speicherfristen. Schließlich, so ihr Argument, haben sie doch bezahlt. Die Mehrheit der Fälle hat die Auskunftei nach eigenen Angaben gewonnen. Einige Gerichte allerdings sehen die Speicherdauer kritisch. So urteilte das Oberlandesgericht Köln in einem Fall, dass der Schufa gemeldete Zahlungsstörungen sofort gelöscht werden müssen, wenn sie erledigt sind. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Denn die Schufa will es vor dem Bundesgerichtshof überprüfen lassen. Am Donnerstag wird der Fall verhandelt.

Die Folgen könnten tiefgreifend sein. Zunächst einmal können sich jene 564 000 Menschen freuen, die bei der Schufa ausschließlich den Eintrag „erledigte Zahlungsstörung“ haben. Ihr Score, der angibt, wie kreditwürdig sie sind, verbessert sich auf einen Schlag deutlich. Sie könnten leichter zum Beispiel einen Kredit bekommen. Solche Scores berechnen die Experten bei der Schufa aus vielen verschiedenen Informationen, etwa dem Alter des Girokontos, der Zahl der Kreditkarten, ob es einen Immobilienkredit gibt. Insgesamt fließen mehr als 250 Einzelkriterien in die 55 Scores ein. Mit Abstand wichtigste Information ist nach eigenen Angaben die erledigte Zahlungsstörung. Denn wer erst im allerletzten Moment noch gezahlt hat, hat statistisch gesehen ein zehn Mal größeres Risiko, etwa einen neuen Kredit nicht zu bedienen.

Ohne das Kriterium können die Auskunfteien die Kreditwürdigkeit einzelner nicht mehr so gut einschätzen. Und Banken, die den Banken-Score der Schufa – praktisch das Maß der Dinge in der Branche – berücksichtigen, wenn sie über einen Kredit entscheiden, haben ein höheres Ausfallrisiko. Die Schufa vermutet, dass Banken und Sparkassen deswegen vermutlich höhere Zinsen nehmen und weniger Kredite vergeben werden. Das beträfe alle, die sich Geld bei der Bank leihen wollten.BJÖRN HARTMANN

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