DIE BÖRSENWOCHE

Rallye oder Korrektur?

von Redaktion

An einige Börsen gab es Rekordstände. © SPENCER PLATT, afp

Das sich abzeichnende Ende des Shutdowns in den USA hat die Aktienmärkte weltweit beflügelt. In den letzten Wochen zeigt sich jedoch eine steigende Volatilität und eine größere Differenzierung an den Märkten. Unternehmen, die die Erwartungen entweder mit den Zahlen oder einem weniger optimistischen Ausblick enttäuschen, werden abgestraft. Aufgrund der Tatsache, dass das Sentiment bei institutionellen Anlegern noch nicht euphorisch ist und viele (US-)Kleinanleger das bisher erfolgreiche Prinzip des „Kaufens nach Rücksetzern“ erneut einsetzen dürften, ist eine Jahresendrallye noch nicht abgeblasen. Die kritisch hohen Aktienbewertungen sprechen jedoch für eine bevorstehende Konsolidierungsphase. Sollten sich in dieser Phase einige der zuletzt ausgeblendeten Risiken materialisieren, droht sogar eine ausgeprägte Korrektur.

Zu diesen Risiken zählen wir neben geopolitischen Eskalationen auch nationale politische Krisen. Hier dürfte der Fokus am Jahresanfang 2026 wieder auf die Budget- und Schuldensituation in den USA gerichtet werden, wo bereits zum 30. Januar 2026 ein erneuter Shutdown droht. Dieser könnte dann die wirtschaftliche Entwicklung längerfristig beeinträchtigen. Enttäuscht werden könnten auch die zuletzt nach oben geschossenen Erwartungen an KI. Zudem sind weitere Ausfälle bei den in den letzten Jahren stark gewachsenen und intrasparenten Private Debt Fonds nicht auszuschließen.

Zu einer Fortsetzung der Rallye in den USA im Jahr 2026 könnte hingegen die schnelle Umsetzung der geplanten Banken-Deregulierung führen, die mit der Freisetzung von Kapital eine deutliche Ausweitung der Finanzierung risikoreicher Assets ermöglicht. Sollte die Einigung der Berliner Koalitionäre in dieser Woche tatsächlich der Startschuss für einen deutschen Reform-Marathon gewesen sein, dürfte das nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für den Dax die Aussichten für 2026 verbessern.

In den nächsten Wochen dürfte die Aufmerksamkeit auf die US-Wirtschaftsdaten gerichtet sein, die wegen des Shutdowns nicht veröffentlicht wurden. Bei den Arbeitsmarktdaten sind zwei Berichtstermine entfallen und Anfang Dezember steht der nächste reguläre Termin an. Wir gehen davon aus, dass die Daten von September bis November schwach ausfallen, aber nicht einbrechen. Da bei der Inflation die Berichterstattung aufrechterhalten wurde, ist der Datenverzug hier kleiner. Weil jedoch die Datenerhebung im Oktober und der ersten Novemberhälfte eingeschränkt war, dürfte die Aussagekraft der Zahlen begrenzt sein. Die lang erhoffte Klarheit über die Überwälzung der Zölle dürfte es daher nicht geben. In diesem Umfeld gehen wir davon aus, dass die Fed die Zinsen am 10. Dezember unverändert lässt, was die derzeitigen Markterwartungen etwas enttäuschen würde.

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