Frankfurt – Erstmals seit mehr als einem halben Jahr ist der Bitcoin zeitweise wieder unter die Marke von 90 000 US-Dollar gefallen. Die größte Kryptowährung hat damit alle im bisherigen Jahresverlauf angehäuften Kursgewinne wieder abgegeben. Allein seit Juli hat der Bitcoin rund ein Drittel an Wert verloren, beim Kursabsturz in dieser Zeit wurden fast 700 Milliarden Dollar vernichtet. Zählt man den Absturz anderer Kryptowährungen wie Ethereum oder XRP hinzu, die ebenfalls tief im Minus sind, summieren sich die Verluste im gesamten Kryptouniversum nun auf rund eine Billion Dollar.
Heftige Crashs gehören auf dem Markt für Kryptowährungen zum Alltag. Als 2013 Mt. Gox, die damals größte Bitcoinbörse der Welt, ins Taumeln geriet, stürzte die Netzwährung um 83 Prozent ab. 2018 knickte ihr Kurs ebenfalls um mehr als 80 Prozent ein, auch in den vergangenen Jahren gab es zwischenzeitliche Abstürze um rund die Hälfte. Schuld an vielen Bitcoin-Crashs waren Hackerangriffe, Börsenpleiten und Betrugsfälle.
Für den aktuellen Crash machen Experten allerdings Kapitalabzüge großer Anleger verantwortlich. In den USA wurden 2024 und 2025 erste Bitcoin-ETFs aufgelegt und US-Präsident Donald Trump hatte der Kryptobranche eine umfangreiche Deregulierung versprochen. Beides hatte zu einer regelrechten Krypto-Hysterie nach der Wahl Trumps vor einem Jahr geführt. Nun scheinen viele der Großinvestoren ihre Gewinne in Sicherheit bringen zu wollen. Gleichzeitig sei der jüngste Absturz Teil „einer breiteren Veränderung der Risikobereitschaft“ an den Finanzmärkten, der den Kryptocrash noch beschleunigt habe, zitiert der US-Sender CNN Haider Rafique von der Kryptobörse OKX.
Tatsächlich gehen auch an den Aktienmärkten die Kurse seit einigen Tagen auf Talfahrt. Verantwortlich sind Sorgen vor einer Blase um Künstliche Intelligenz (KI), zunehmend sichtbare wirtschaftliche Probleme in den USA und schwindende Hoffnungen auf Zinssenkungen der US-Notenbank. Der Nikkei-Index in Japan rutschte am Dienstag mehr als drei Prozent ins Minus, der Dax fiel bis zum Nachmittag um rund zwei Prozent und steht damit etwa sechs Prozent unter seinem Rekord von Anfang Oktober. Auch die US-Börsen waren vor den mit Spannung erwarteten Quartalszahlen des Chip-Herstellers Nvidia im Minus. Analysten und Börsenhändler erhoffen sich von den Nvidia-Zahlen am heutigen Mittwoch Hinweise auf die Entwicklung des Geschäftes rund um KI.HÖSS