Baywa sieht sich bei der Sanierung auf Kurs

von Redaktion

München – Den Ton setzte Frank Hiller gleich zu Beginn der Quartals-Pressekonferenz der angeschlagenen Baywa: „Dem früheren Baywa-Management ging es weniger um die Firma, sondern eher um sich selbst“, sagt er mit Blick auf seine Vorgänger. Ob damit Klaus Josef Lutz gemeint war, der die Baywa lange Jahre prägte? Hiller führte das nicht weiter aus. Seine Botschaft war aber klar: Wir müssen den Scherbenhaufen jetzt zusammenzukehren.

Ein hartes Stück Arbeit, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt. In den ersten neun Monaten des Jahres brach der Baywa-Umsatz um 22 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro ein. Im Agrar- und Baustoffhandel waren es je 18 Prozent, beim Verkauf von Landmaschinen zwölf Prozent und bei Kraftstoffen, Pellets und Heizöl sechs Prozent. Weil es Probleme mit Wertberichtigungen bei Wind- und Solarparks der Konzern-Tochter Baywa r.e gibt, die unter einem Förderstopp der Trump-Regierung bei Erneuerbaren Energien leidet, legte das Unternehmen zudem auch keine Gewinn- und Verlustrechnung vor.

Dennoch sehen sich Baywa-Chef Hiller und der externe Sanierer Michael Baur auf Kurs: Zum einen sei die Baywa profitabler geworden. Zwischen Januar und September habe der Konzern eine Gewinnmarge vor Steuern und Abschreibungen von 2,3 Prozent erwirtschaftet, so Hiller. Im Sanierungsplan gefordert waren 0,7 Prozent. Zum anderen sei das Minus nicht nur auf Konjunkturprobleme, sondern auch auf die in der Sanierung geforderte Schrumpfung des Agrarriesen zurückzuführen. So wurde im Frühjahr die Raiffeisen Ware Austria veräußert, was die Konzernschulden von einst 7,6 Milliarden Euro um rund 700 Millionen Euro reduziert hat. Hiller und Baur hoffen zudem darauf, den kürzlichen geplatzten Verkauf von Cefetra doch noch 2025 über die Bühne zu bringen, der für weitere 600 Millionen Euro steht. Insgesamt will die Baywa vier Milliarden Euro an Schulden loswerden und dafür noch Turners and Growers sowie die Baywa r.e. verkaufen.

Nach der Schrumpfkur und dem Abbau von 1300 Jobs im Kernbereich – viele davon in München – bleibe Ende 2028 ein „leistungsfähiges Gebilde und regionaler Marktführer“ mit rund zehn Milliarden Euro Umsatz übrig, so Hiller. Nötig war die Sanierung, weil die Baywa im Zuge der Expansion unter Lutz Milliardenschulden angehäuft hatte. Unter seinem Nachfolger Pöllinger bekam sie dann Zahlungsprobleme. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem gegen Pöllinger. Die Baywa soll zudem intern prüfen, ob sie von früheren Verantwortlichen wie Lutz Schadensersatz fordern kann.

Während die Baywa sich bei der Sanierung auf Kurs sieht, ist ihre Aktie weiter auf Talfahrt. „Viele Anleger hatten auf eine schnellere Wende zum Bessern gehofft“, erklärt DSW-Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt. Weil die Baywa ihre Gewinnziele im Oktober kassiert hat, fehle eine positive Perspektive. Auch die schleppende Professionalisierung des Konzerns bemängelt Bergdolt, etwa bei der Zusammensetzung des Aufsichtsrats. Dort fordern Aktionärsschützer und Anteilseigner seit Monaten den Rücktritt von Mitgliedern wie der CSU-Politikerin Monika Hohlmeier oder dem Bauerpräsident Joachim Ruckwied – bisher allerdings ohne Erfolg. ANDREAS HÖSS

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