Industrie schlägt Alarm

von Redaktion

Paris/Berlin – Obwohl die deutsche Wirtschaft nach neuer Prognose der OECD ab kommendem Jahr wieder langsam auf Wachstumskurs geht, schlägt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Alarm. „Der Wirtschaftsstandort befindet sich in seiner historisch tiefsten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik, doch die Bundesregierung reagiert nicht entschlossen genug“, sagte BDI-Präsident Peter Leibinger. Die Industrie verliere kontinuierlich an Substanz und der Wirtschaftsstandort befinde sich „im freien Fall“.

Dem Wachstum der Weltwirtschaft hinkt Deutschland auf jeden Fall weiter hinterher, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris mitteilte. Nach einem Plus von voraussichtlich nur 0,3 Prozent in diesem Jahr könnte das deutsche Wachstum im kommenden Jahr auf 1 Prozent zulegen. Die Experten senkten ihre Erwartung für 2026 damit aber um 0,1 Prozentpunkte gegenüber ihres vorherigen Wirtschaftsausblicks im September. Für 2027 wird ein Wachstum um 1,5 Prozent erwartet.

Eine niedrige Inflation, steigende Löhne und abnehmende innenpolitische Unsicherheit kämen der deutschen Wirtschaft zugute, erklärte die OECD. Allerdings beeinträchtigten die hohe handelspolitische Unsicherheit und die US-Zölle weiterhin die Auslandsnachfrage sowie Investitionen in die exportorientierte Produktion. Zur Belebung trügen steigende private Investitionen und wachsende öffentliche Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur bei.

Die Weltwirtschaft habe sich trotz erhöhter Handelsbarrieren und erheblicher politischer Unsicherheit als widerstandsfähig erwiesen. Allerdings erwartet die OECD, dass sich höhere Zölle allmählich in höheren Preisen niederschlagen und das Wachstum bremsen.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie stützt seine negativen Aussichten auf einen neuen Industriebericht, in dem für dieses Jahr ein Rückgang der Produktion in der Industrie um zwei Prozent erwartet wird. Damit würde sie das vierte Jahr in Folge schrumpfen. „Das ist keine konjunkturelle Delle, sondern ein struktureller Abstieg“, so Leibinger.

Artikel 2 von 6