Für einen 5-jährigen Beagle kostet die Krankenversicherung je nach Anbieter und Leistungsumfang zwischen 25 und 336 Euro pro Jahr. © IMAGO/SeventyFour
15,9 Millionen Katzen und 10,5 Millionen Hunde leben in deutschen Haushalten. Viele lieben ihr Haustier, bei Familien mit Kindern und Alleinstehenden ist die emotionale Bindung an das Tier besonders eng. Im Krankheitsfall soll es bestmöglich versorgt werden. Doch der Besuch beim Tierarzt ist teuer. Wer keinen Notgroschen angespart hat, kommt schnell an finanzielle Grenzen. Die Bundestierärztekammer empfiehlt deshalb, eine Tierkrankenversicherung abzuschließen.
■ Oft sehr hohe Behandlungskosten
Wie teuer ein Besuch beim Tierarzt werden kann, zeigen diese Beispiele: Rund 1750 Euro kostete die Zahnsanierung eines vierjährigen Katers, der an einer Calicivirus-Infektion litt, die zu schmerzhaften Zahn- und Zahnfleischproblemen führte. 1350 Euro berechnete eine Tierklinik für die Behandlung eines Labradors mit akuten Magenproblemen, der eine Blutuntersuchung, Ultraschall, Röntgen und Infusionen brauchte. Dass auch in der Tiermedizin moderne Diagnostik und Therapieverfahren Einzug gehalten haben, merken Tierhalter am Geldbeutel. Die überarbeitete Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) erlaubt den Praxen seit Ende 2022, die höheren Kosten abzurechnen.
■ Das erstatten Tierversicherungen
Eine Tierkrankenversicherung erstattet einen Teil oder sämtliche Tierarztkosten. Die Leistungen unterscheiden sich erheblich. Während eine Operationskostenpolice nur für medizinisch notwendige operative Eingriffe in Narkose aufkommt, bezahlt eine Krankenvollversicherung auch normale Behandlungen beim Tierarzt – inklusive Diagnostik, Laboruntersuchungen und Medikamente. Auslandsaufenthalte bis zu zwölf Monaten sind meist mitversichert. Bei einigen Anbietern ist auch eine jährliche Pauschale von 100 bis 150 Euro für Impfungen und Vorsorge inklusive. Eine reine OP-Versicherung kostet deutlich weniger Beiträge im Jahr, bietet dafür aber auch nur eine Teildeckung. Je nach Tarif erstattet die Assekuranz nur den chirurgischen Eingriff oder übernimmt auch die Kosten für Voruntersuchungen samt bildgebender Verfahren und die Nachsorge für einige Tage oder Wochen. Wer mit seinem Vierbeiner wegen anderer Beschwerden den Tierarzt aufsucht, muss die Rechnung aber selbst bezahlen. Doch auch der Krankenvollschutz ist kein Rundum-sorglos-Paket. Einige kostspielige Behandlungen – etwa von Hüft- oder Gelenkproblemen bei Hunden – schließen Versicherer gerne aus. Es ist daher wichtig, genau im Kleingedruckten nachzulesen, was die Versicherung nicht zahlt.
■ Abwägung zwischen Kosten und Risiken
„Versichern lässt sich viel”, sagt Verbraucherschützer Peter Grieble. „Doch je breiter der Schutz ausfällt, desto teurer ist auch die Police”, weiß der Fachmann für Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Eine Krankenvollversicherung kostet das Doppelte bis Dreifache einer OP-Police. Für einen unbegrenzten Vollschutz für einen sechs Monate alten Labrador berechnen Versicherer zwischen 750 und 1300 Euro im Jahr. Solch hohe Tierarztkosten sind bei einem jungen Hund kaum zu erwarten. Ein OP-Schutz ohne Selbstbeteiligung kostet für den Vierbeiner etwa 250 bis 500 Euro. Für ältere Tiere sowie krankheitsanfällige Rassen wie Möpse oder Bulldoggen werden höhere Prämien verlangt. Der Krankenvollschutz für Katzen kostet etwa ein Drittel weniger, die OP-Absicherung knapp 40 Prozent weniger als für Hunde. Tierhalter müssen abwägen und nachrechnen. „Ist das Budget knapp, lassen sich nur die größten Risiken wie eine notwendige OP absichern”, sagt Grieble.
■ Darauf muss man beim Abschluss achten
Tiere sollte man möglichst früh versichern. Sind sie schon älter und haben Vorerkrankungen, kann es schwierig werden, eine Versicherung zu finden. Den Katalog der Leistungen sollte man genau prüfen. Häufig sind dort wichtige Bereiche wie Zahnbehandlungen ausgeschlossen. Die Nachsorge nach einer OP sollte ebenfalls mitversichert sein, das Gleiche gilt für Diagnostik wie Röntgen oder Ultraschall. Beachten sollte man auch den Eigenanteil. Selbstbeteiligungen von 20 Prozent und maximal 250 Euro im Jahr sind üblich und senken den Beitrag. Das Jahreslimit für Erstattungen sollte ausreichend sein. Erstattet die Versicherung Tierarztkosten bis zum 3- oder 4-fachen Satz der Gebührenordnung, sind auch schwierigere Behandlungen und Notdienste inklusive.
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