Grabenstätt – Nachdem der erste Aufführungstermin in Grabenstätt noch dem schlechten Wetter zum Opfer gefallen war, feierte der „Bayerische Jedermann“ am vorletzten Tag der Chiemgauer Kulturtage eine begeisternde Premiere im malerischen Schlosshof. Nahtlos knüpfte man vor über 300 Besuchern an die erfolgreiche Premiere in Kloster Seeon an und eroberte die Herzen der Besucher. Auch die bedauerlichen Absagen von Sängerin Claudia Lackner und der Bernauer Alphornbläser sowie der kurzfristige Ausfall von Teufel-Darstellerin Klara Johannes konnten verschmerzt werden.
Zu verdanken war dies besonders Gerhard Brusche. Er glänzte nicht nur als kecker Ersatz-Teufel, sondern auch in seiner angestammten Rolle als Mammon und führte auch noch Regie. „Ich habe in meiner 35-jährigen Theaterlaufbahn schon viel erlebt, aber das war auch für mich eine ganz neue Erfahrung“, kommentierte er nach der umjubelten Vorstellung seine „Dreifach-Funktion“. Er selbst war voll des Lobes über sein rund 30-köpfiges Ensemble, das sich aus Darstellern und Verantwortlichen der Jungen Chiemseer Bühne Grabenstätt und des Salztheaters Traunstein sowie anderen theaterbegeisterten Bürgern zusammensetzt. Bei den weiteren Aufführungen wird Verena Wanisch in die Rolle des Teufels schlüpfen.
In der bairischen Mundartübertragung von Oskar Weber wird aus Hugo von Hofmannsthals städtischem Patrizier Jedermann ein Großbauer, der mit seinen Besitztümern protzt. Der reiche Chiemgauer Jedermann, großartig gespielt von Ben Regner, führt ein frevelhaftes Leben, feiert rauschende Feste mit seinen Freunden und ist hart und unbarmherzig seinen Schuldnern und Untergebenen gegenüber. Einem Festbankett folgt das nächste, Geld scheint überhaupt keine Rolle zu spielen. Da meldet sich plötzlich der Tod mit dem Auftrag, Jedermann vor Gottes Gericht zu führen. In seiner Todesstunde verlassen ihn die Geliebte, Freunde und Verwandte und selbst sein Reichtum in Gestalt des goldglänzenden Mammons macht sich lustig über ihn und verweigert ihm die Gefolgschaft. Der dem Tode geweihte nachdenkliche Jedermann reflektiert sein Leben und erkennt, dass alles Materielle vergänglich ist.
Hauptdarsteller Ben Regner meisterte alle Einsätze und Herausforderungen mit Bravour. An seiner Seite überzeugten Sophia Biller als ausdrucksstarke, resolute und Geige spielende junge Buhlschaft sowie Stephan Lehmann als sein wandlungsfähiger Freund und guter Gesell.
Tod feiert seine Wiederkehr
Kurt Lohwasser feierte als Tod eine Wiederkehr, denn schon vor zehn Jahren füllte er bei der Grabenstätter Jedermann-Inszenierung – damals ein Gemeinschaftsprojekt des Grabenstätter Theatervereins und des Salztheaters Traunstein – diese Rolle perfekt aus. Salztheater-Chef Brusche hatte schon damals Regie geführt und war als Teufel auf der Bühne gestanden. Überzeugend spielten auch die anderen Akteure wie Christa Rosenegger (Gute Werke), Friederike Muttray (Glaube), Christine Pauli (Jedermanns Mutter).
Klangvoll ins Stück integriert wurde die Bergmessmusi Grassau.