Umeinander durch Raum und Zeit

von Redaktion

Drittes Konzert des Traunsteiner Musiksommers verzaubert Konzertbesucher

Traunstein –Während der meteorologische Sommer bereits vorüber ist, laufen die Traunsteiner Sommerkonzerte zur Hochform auf. Die alljährliche Konzertreihe findet heuer wegen der angekündigten Renovierungsarbeiten der Klosterkirche mit ihren sieben Konzerten im großen Sitzungssaal des Landratsamtes statt. Dort lernen Liebhaber klassischer Musik Werke von Komponisten aus Dänemark kennen, dürfen sich aber auch auf wohl bekannte „Lieblingsstücke“ von Mozart bis Beethoven freuen. Beim dritten Musiksommerkonzert standen neben Tschaikowskis Klaviertrio a-Moll op. 50 zwei anspruchsvolle Werke der dänischen Komponisten Per Norgard und Niels Wilhelm Gade auf dem Programm.

Soo-Jin Hong (Violine), ihre Schwester Soo Kyung Hong (Violoncello) und Jens Elvekjaer (Klavier) feiern seit 1999 als „Trio con brio Copenhagen“ internationale Erfolge und sind Preisträger zahlreicher internationaler Musikwettbewerbe. Auch in Traunstein überzeugte das Trio mit intensiver Ausdruckskraft bei enormer Virtuosität. Das erste dargebotene Werk von Per Norgard, „Spell“ Trio Nr. 2 für Violine, Violoncello und Klavier, kommt mit seinem musikalischen Grundgedanken seinem Titels sehr nah: „Spell“ hat aus dem Englischen übersetzt zwei unterschiedliche Bedeutungen: Zauber und buchstabieren. Aus Norgards Komposition hört man seine Faszination zur Quantenphysik heraus und den Zauber, welche sie in ihm auslöst. Jedes Instrument beeinflusst durch die ihm eigene Tonsprache, auch in Bezug auf Intensität und Tempo, das jeweils andere, als löse ein Ton, einem Dominoeffekt ähnlich, den nächsten aus. Die Töne sind wie Teilchen, die sich miteinander, gegeneinander oder umeinander durch Raum und Zeit bewegen: ein ungemein variationsreiches, selten gehörtes Klanggewitter – zauberhaft, immer spannend und voller Überraschungseffekte.

„Unsre Kunst

heißt Poesie“

In vergleichsweise bekannteren musikalischen Gefilden fanden sich die restlos begeisterten Zuhörer beim Klaviertrio F-Dur op. 42 von Niels Wilhelm Gade wieder. Das Werk in vier Sätzen besticht durch perlende Klavierläufe, die lieblich von den Streichern untermalt werden, durch rasante rhythmische Wendungen und harmonisch-romantische Ausflüge. Es forderte den brillanten Musikern enorme Virtuosität ab. Mit dem Leitspruch „Formel hält uns nicht gebunden, unsre Kunst heißt Poesie“, bekannte Gade sich klar zur deutschen romantischen Strömung und setzte Originalität und „poetische“ Inspiration über schulisches Handwerk.

Drittes und letztes Werk des ausgesprochen kurzweiligen Konzerts war das Klaviertrio a-Moll op. 50 von Peter Tschaikowski. Das 1881 komponierte Werk entstand im Andenken an den verstorbenen Freund Nikolaj Rubinstein. Der tiefen Trauer in einem „Elegischen Stück“, stellt der Komponist optimistische Momente in einem fast halbstündigen Variationssatz gegenüber, in dem sich langsamer Satz, Scherzo und Finale unter dem Dach eines schlichten russischen Thema vereinen.

Bravorufe und Riesenapplaus brachte den von der Musik berauschten Zuhörern eine Zugabe ein: „Himmlische Musik“, von Antonin Dvorak. Letzterer Titel traf wohl auf das gesamte Konzert zu.

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