Brannenburg – Zum 19. Mal zeigt die „Neue Künstlerkolonie“ in Brannenburg in einer Jahresausstellung die Bandbreite ihres Könnens. Noch bis zum Wochenende sind in der Wendelsteinhalle in Brannenburg 95 Exponate von 34 Künstlern zu sehen. Die künstlerischen Ausdrucksformen sind vielfältig: von Malerei über Fotografie und Zeichnung bis zu Skulpturen reicht die Spannweite.
Auch die eingesetzten Techniken sind höchst unterschiedlich. Dies wird besonders bei den abstrakten Werken augenfällig. Helga Goebel arbeitet mit kräftiger ausdrucksstarker Pinselführung wie bei „Blaue Stunde“ andere, wie Eva Ortmeier bei ihrem Bild „Apis mellifera,“ setzen auf feinste Farbnuancierung.
Auch bei den realistischeren Bildern ist die Spannweite von Technik und Aussage groß: Die Arbeiten von Rosemarie Masluk etwa erinnern mit ihren plakativen Farben und den Darstellungen an Werbeplakate aus den Fünfzigern, wie etwa die „Spritztour“ die ein Paar auf einer Vespa zeigt. Andere Aussteller arbeiten mit feinen Lichtstimmungen und dem damit verbundenen sanften Farbwechsel wie Christine Haberlander. Ihre Bilder erinnern an Szenen von Edward Hopper, nachdem dessen Personal das Bild verlassen hat. Diese Konzentration aufs Dingliche kommt, so sagt Christine Haberlander, nicht von ungefähr: Wo Hopper durch Personen im Raum Geschichten erzählt, geht es ihr um die Stimmungen, die Räumen auch ohne Personen anhaften können.
Dass auch Kunst von Niveau keineswegs immer bierernst sein muss, zeigen Bilder wie die von Martina Gross und Anna Stuffer. Bei Martina Gross` „Puschel“ findet sich mitten in einem streng aufgebauten perspektivischem Koordinatennetz ein flauschiges Cyberwesen das einen schon beim ersten Anschauen in gute Laune versetzt. Anna Stuffers Bilder hingegen sind eher doppelbödig. Ihr ganzer Witz, aber auch ihr – nicht selten böser – Hintersinn erschließt sich erst beim zweiten Hinschauen wie zum Beispiel beim Bild „Das Ende einer Beziehungskiste“ das den Verlauf einer Partnerschaft zeigt.
Besondere Wirkung in der Zusammenschau
Eine Sonderstellung nehmen die Werke des Künstlerpaars Angelika Spandl und Manfred Terme ein. Obschon jedes für sich stehen könnte, entfalten sie in der Zusammenschau noch einmal eine ganz besondere Wirkung und das sowohl farblich als auch inhaltlich. So steht mit dem Objekt „Schlagseite“ ein Schiff aus schwarzem Holz vor einer erdfarbenen Malerei mit Strukturmaterialien, die mit ihren Rissen und Schrunden an ausgetrocknete Landschaften erinnert.
Überhaupt hinterlassen die Plastiken tiefe Eindrücke, wobei sich die größeren wie die „Zuneigung“ betitelten beiden Köpfe von Geli Westermeier leichter tun als die kleineren: Sie sind groß genug, dass sich dank der geschickten Positionierung der Ausstellungswände beeindruckende Blickachsen auf sie hin ergeben. Das gilt nicht auch für die Holzplastik „Letzter Schwung“ von Werner Schauerte – ihm, der im Frühjahr unerwartet starb, hat die Ausstellung hier ein kleines Denkmal gesetzt.
Beeindruckendes Niveau
Insgesamt zeigt auch diese Ausstellung der Künstlerkolonie wieder ein beeindruckendes Niveau. Das, was zu sehen ist, ist alles andere als „das nette Hobby einiger Hausfrauen mit viel Freizeit“. Mit diesem Klischee, so meint Magdalena Nothaft, eine der Ausstellerinnen, hätten gerade die Ausstellungen auf dem Land noch immer zu kämpfen und noch immer komme es vor, dass in der öffentlichen Resonanz die ausstellenden Männer viel eher ernst genommen würden als die Frauen.
Wer sich ein eigenes Bild davon machen will, hat noch bis zum Sonntag Zeit. Die Ausstellung ist täglich von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.