„Eiche meide, Buche suche“ oder: „Vor Eichen sollst du weichen“, lernte man vor langer Zeit in der Kindheit. Es war ein gut gemeinter Rat für das Verhalten bei Blitz und Donnerschlag, sofern man sich im Freien aufhielt.
Unsere Vorfahren hatten bei den zahlreichen Siedlungsnamen, die von Laubbäumen stammen, keinerlei Probleme, den zutreffenden Baumnamen zu bestimmen.
Oder gibt es irgendeinen Zweifel an der Richtigkeit der Bezeichnung „Aich“ oder „Aichach“ für einen Landstrich, der vor allem durch einen Eichenwald geprägt ist? Hier würde die Buche doch eher keine Rolle spielen?
Nun, in der Pflanzenkunde schon! Zumindest sprachlich gesehen. Ein Botaniker würde nämlich sagen: Eiche und Buche gehören zu den Fagazeen, lateinisch „fagaceae“. Und das Interessante oder, je nach dem, Verwirrende daran ist: Dieser Begriff leitet sich ausschließlich vom lateinischen Wort für die Buche ab, nämlich von „fagus“.
„Fagus“ entwickelte sich aus dem (erschlossenen) indogermanischen Wort „bhago-s“ ebenso wie germanisch „bok“, das über althochdeutsch „buohha“ zu „Buche“ wurde.
Vom germanischen „bok“ (mit langem o) leiten sich auch das Buch und der Buchstabe her. Laut Julius Pokorny, „Indogermanisches etymologisches Wörterbuch“, war der althochdeutsche ‚buohstap‘, jetzt Buchstabe, „eigentlich ‚Buchenstab zum Einritzen‘“.
Einer anderen Auffassung zufolge dienten aus dem harten und schweren Buchenholz geritzte Stäbchen bei den alten Germanen dazu, um das Los werfen zu können oder um als Orakel für schwierige Entscheidungen herzuhalten.
Die germanischen Einwanderer in unserer Region haben eine ganze Reihe von Buchen- und Eichenorte hinterlassen. Das Schöne ist: Wir Bairisch-Sprechende sagen zu Buch bei Eggstätt oder Höhenmoos oder Vogtareuth so wie die alten Bajuwaren um 750 immer noch „Buach“, damals als „buoh“, später als „puech“ geschrieben.
„Buch“ bedeutete damals „Buchwald“. Für Aiglsbuch heißt es nämlich 1301: „Holz (= Wald) zu Aiglpuech“. „Aigl“ wird bei Hans Meixner: „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“ mit dem Personennamen „Egilo“ erklärt. Entbuch ist als „Edenpuch“ und „Enntpuecher“ überliefert. Hans Meixner entscheidet sich hier, wie folgt: „Buch gegenüber gelegen; daher eher zu ‚ent‘ als zu ‚öde‘“. Hochinteressant ist der Name von Dingbuch bei Söchtenau. Er erinnert wegen des vorangestellten „Ding“, althochdeutsch „Thing“, an eine Stätte, bei der Gericht abgehalten wurde.
Aich-Orte, als „Oach“ gesprochen, gibt es etwa bei Brannenburg und Großholzhausen. Im letzteren Aich gab es im Hochmittelalter sogar einen bedeutenden Ortsadel, wie der Namenforscher Josef Bernrieder schreibt: „Gebehard de Aich“, ein Ministeriale des Grafen Siboto IV. von Neuburg-Falkenstein.
Aber kein Neid, Buch-Bewohner: Eiche und Buche waren alle beide sogenannte. heilige Bäume – und Fagazeen.