mEHRGENERATIONENHAUS

„Wir wollen Begegnungen konstruieren“

von Redaktion

Klaus Schindler, Leiter der Einrichtung, die ihr zehnjähriges Bestehen feiert, im Interview

Rosenheim – Seit zehn Jahren gibt es das Mehrgenerationenhaus (MGH) der Arbeiterwohlfahrt in der Ebersberger Straße. Fast genauso lange ist Klaus Schindler als Leiter des MGH dabei. Wir haben ihn zum Prinzip des Mehrgenerationenhauses, zu aktuellen Projekten sowie zu seinen Wünschen für die Zukunft der Einrichtung befragt.

Wie kam es denn überhaupt zur Gründung des Mehrgenerationenhauses in Rosenheim?

Klaus Schindler: Das ganze geht auf ein Programm der Bundesregierung zurück. Der Kreisverband Rosenheim der Arbeiterwohlfahrt hat sich damals dafür beworben und ein Konzept samt Finanzierungsplan eingereicht. Ursprünglich war nur an eine Anschubfinanzierung für die ersten zwei, drei Jahre durch den Bund gedacht. Als diese Finanzierung ausgelaufen war, gab es ein neues Programm. Mittlerweile läuft bereits die dritte Fortführung, aber auch das stellt keine Dauerfinanzierung dar. Ende 2020 läuft die Regelung aus.

Von wie viel Geld sprechen wir denn?

Der Bundeszuschuss beträgt rund 40000 Euro im Jahr, 10000 Euro sind kommunale Mittel und weitere 15000 bis 30000 Euro kommen vom Träger und durch Spenden zusammen. Große Sprünge können wir damit nicht machen. Unsere Projekte setzen wir auch nur mit Ehrenamtlichen um, da fließt nicht einmal eine Aufwandsentschädigung, wie es in anderen ehrenamtlichen Bereichen durchaus üblich ist.

Wie schaut denn Ihre Arbeit konkret aus?

Für unsere Räume gibt es verschiedene Nutzungen, die teils auch von externen Trägern organisiert werden: Kursangebote, Selbsthilfegruppen, Migrationsberatung oder Demenzgruppe. Es geht im Sinne des Mehrgenerationenhauses immer darum, Begegnungen zu konstruieren, einen Rahmen zu schaffen, in dem sich Jung und Alt treffen, in dem man in Kontakt treten und Vorurteile abbauen kann. Wir vermitteln beispielsweise auch Kontakte zwischen Krippe und Seniorenbegegnungsstätte.

Können Sie ein Beispiel für eines Ihrer Projekte geben?

Gut läuft unser Schülerpatenprojekt, bei dem sich zwölf bis 16 Paten um Grundschüler mit schlechten Bildungschancen kümmern. Die Schule sucht die Schüler aus, ich suche die Paten. Die Paten treffen sich dann einmal die Woche mit den Schülern, entweder im Mehrgenerationenhaus oder in der Schule, immer unterstützt durch die Lehrer und vom Mehrgenerationenhaus begleitet. Eine Erfolgsgeschichte ist auch unsere „Tafelrunde“, die wir zweimal die Woche anbieten für Menschen, die nicht gern allein Mittagessen. Es sind vor allem alleinlebende Senioren, die dieses Angebot wahrnehmen. Es geht nicht nur um die Möglichkeit, preisgünstig essen gehen zu können, sondern vor allem auch darum, Sozialkontakte zu schaffen und mit anderen zusammenzukommen. Und das funktioniert. Da entwickeln sich auch private Netzwerke. Die Leute helfen sich gegenseitig, wenn es vielleicht darum geht, einen Nagel in die Wand zu schlagen. Und das ist ja genau im Sinne des Mehrgenerationenhauses. Bemerkenswert ist, dass der Einkauf und das Kochen für die „Tafelrunde seit Jahren von einem kleinen Team von Ehrenamtlichen übernommen wird.

Was würden Sie sich denn für die Zukunft wünschen?

Die Finanzierung müsste nicht so spannend sein. Weil die Entscheidung über die Förderprogamme meist sehr kurzfristig erfolgt, ist es für den Träger und auch für uns in der Umsetzung schwierig. Ich müsste eigentlich Projekte auslaufen lassen, weil ich ja nicht weiß, ob es nach dem Stichtag überhaupt weitergeht. Kommt die Zusage dann doch, müsste man die Projekte wieder mühsam aufbauen, wieder Ehrenamtliche für die Sache gewinnen. Was ich mir ebenfalls wünschen würde, wären weniger Vorschriften und mehr Vertrauen in uns Akteure. Wenn wir etwa in einem offenen Treffen etwas zu essen anbieten, ist das Lebensmittelangebot nicht förderfähig. Da muss alles mühsam auseindergerechnet werden. Kurzum: Ich wünsche mir weniger Bürokratie, mehr Geld und mehr Planungssicherheit.

Interview: Klaus Kuhn

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