Neubeuern – Die Kombination von Bildern und bildhauerischen Arbeiten zweier Künstler wird gerne konzeptioniert. So ist es auch derzeit in der „Galerie am Markt Neubeuern“. Das dortige Galerie-Programm sieht vor, dass ein Mitglied des Neubeurer Künstlerkreises sich zur Ausstellung einen Gast einlädt. Noch bis zum Sonntag ist diese Gemeinschaftsausstellung der Neubeurer Malerin und Zeichnerin Jutta Mayr und ihres Bildhauer-Kollegen Hannes Stellner zu sehen – eine sehr gelungene Synthese der beiden künstlerischen Darstellungsformen.
Die hier aufgewachsene gebürtige Düsseldorferin Mayr schnitzt sich die Federn für ihre meist sparsam bräunlich lavierten Tuschezeichnungen selbst. Damit entwirft sie auf Papier Körper, Körperteile und Porträts, die – fotografisch gesehen – manchmal gekonnte Schnappschüsse sein könnten.
Wer in der Schule mal ein Porträt zu malen versucht hat, der weiß, dass es zu Be-ginn ein himmelweiter Unterschied ist zwischen Wollen und Können. Dafür muss man lernen und üben – und mit Talent gelingt das im Idealfall sogar – so wie bei der musisch schon früh begabten und künstlerisch auch in München ausgebildeten Jutta Mayr, die in ihrem Atelier in Neubeuern Kurse im Malen und Zeichnen gibt sowie als Dozentin in Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Ihre 31 ausgestellten Zeichnungen sind skizzenhaft, zeigen mit sicherem Maß für Proportionen das Nötigste, das Wesentliche eines Körpers, eines Gesichts bis hin zum ausdruckstarken Blick.
Der Eggstätter Hannes Stellner, der eine klassische Bildhauer-Ausbildung samt Studium absolviert hat, ist seit vielen Jahren auf Betonguss spezialisiert, bekannt wurde er durch seine charakteristischen Ohr-Plastiken in diversen Größen. In der „Galerie am Markt“ zeigt er acht Köpfe, darunter auch zwei aus Holz gearbeitete – natürlich Männer… Während der eine fein ausgearbeitet ist, entspricht der andere eher dem Stil der „art brut“ und ist mit Acryl farbig gefasst – er könnte auch auf einem Totempfahl thronen.
Stellners makellosen Betongüsse von Frauenköpfen zeigen strenge Eleganz, erin-nern an elegante Plastiken der 1920er- und 1930er-Jahre, atmen aber schon durch das Material die Atmosphäre der Jetztzeit. Ihre geradezu klassische Formensprache verleiht ihnen eine attraktive Präsenz, ihre in die Ferne gerichteten Blicke eine ge-wisse Abgehobenheit vom Umfeld. Man hätte sie gerne um sich, möchte sie täglich anschauen und sich von ihrer Schönheit beflügeln lassen.
Bei der Vernissage würdigte der Künstler und frühere Vorsitzende des Wasserbur-ger Kunstvereins AK 68, Andreas Pytlik aus Schnaitsee, diesen Dialog der beiden Künstler, die „mit ihren Mitteln den eigenen Zugang zur Schönheit ausloten und hinterfragen“ und zitierte Jutta Mayr: „Schönheit ist die Abwesenheit von Zweifel.“ Ihr Zeichenstrich sei poetisch tastend, während Stellner die reine Ästhetik als Ideal verfolge.
Die Ausstellung „Schönheit – ideal – individuell“ in der „Galerie am Markt Neubeuern“, Marktplatz 4, ist noch morgen, Freitag, von 18 bis 20 Uhr, am Samstag von 14 bis 19 Uhr und letztmalig am Sonntag von 11 bis 19 Uhr zu sehen. hh