Den Rhythmus gemeinsam erspüren

von Redaktion

Olga Töppel und Thomas Schuch spielen russische und französische Musik

Rosenheim – Wenn ein ehemaliger Klavierschüler so weit ist, dass er mit seiner ehemaligen Lehrerin gemeinsam gleichwertig an zwei Flügeln spielt, haben sowohl die Lehrerin als auch der Schüler alles richtig gemacht. In der gut gefüllten Aula des Ignaz-Günther-Gymnasiums gaben Olga Töppel und Thomas Schuch ein Konzert als Klavierduo mit russischer und französischer Musik.

Sie saßen sich gegenüber, zwischen ihnen standen die zwei großen Flügel, über sie hinweg mussten sie sich verständigen. Das musste aber gar nicht so sehr über Blicke geschehen: Schon in der einleitenden „NussknackerSuite“ von Peter Tschaikowsky bemerkte man, wie sie in den einzelnen Tanzstücken den Rhythmus gemeinsam spürten. Der Bass stieg beim Marsch aufschäumend von ganz unten nach ganz oben, fein glitzerte der „Trepak“ und fließend und rauschend tanzte der abschließende Blumenwalzer. In den geheimnisvoll-magischen arabischen und chinesischen Tänzen hätte ein stärkerer Pedaleinsatz die Magie noch vertieft. Aber das alles war eher etwas zum Warmwerden und auch eher was für die Galerie.

Eine heiße

spanische Nacht

In ganz andere Klangwelten entführte das Klavierduo dann in der „Rapsodie espagnole“ von Maurice Ravel. Jetzt malten die beiden Pianisten klangsinnliche und -üppige Bilder, impressionistisch traumverhangen und raffiniert nachtschwül, vor allem im „Prelude à la nuit“, das eine heiße spanische Nacht heraufbeschwört. Im Weiteren übermalten und verschränkten sich aufregend die Klänge und die gut gegliederten Rhythmen bis hin zum furiosen Schluss in der „Feria“.

Kräftigen Vollklang bot dann die Suite Nr. 2 op. 17 von Sergei Rachmaninow. Quirlig und quecksilbrig wirbelnd wie ein Libellentanz war der Walzer, in dem sich Metren raffiniert überlagern, und geradezu tanzfanatisch wie ein drehwütiger Kreisel die abschließende Tarantella, die die Pianisten mit nimmermüder Energie spielten.

Klangüppig und rauschhaft war dann der Schluss, „La Valse“ von Maurice Ravel, ein Werk, das eine Dekonstruktion des Wiener Walzers und einer ganzen Epoche darstellt. Beide Pianisten kurvten da virtuos in Höchstgeschwindigkeit durch die gesamte Klaviatur, was am Ende in eine wahre Beifallsexplosion mündete. Zugaben gab’s trotzdem keine.

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