Barocke Fugentechnik als Besonderheit

von Redaktion

Trio Prisma begeistert im Rosenheimer „Le Pirate“ mit Jazz und Blues

Rosenheim – Auch der letzte Platz im Rosenheimer Lokal „Le Pirate“ war besetzt, als dort das Jazz-Quintett Prisma mit einem breit gefächerten Repertoire bekannter Standards aus mehreren Jahrzehnten der Jazzgeschichte konzertierte.

Bassist Calus Förg, der seit fast 40 Jahren zum Fundament des Ensembles gehört, führte mit Bonmots und Anekdoten durchs Programm. So erfuhren die begeisterten Zuhörer, dass vor Kurzem beim Zerlegen seines Bassverstärkers das Plektrum des im Jahre 2004 verstorbenen Bandgründers und Gitarristen Dieter Bader nach über 30 Jahren wieder zum Vorschein gekommen war.

Zusammen mit dem versierten Schlagzeuger Fuzzy Ellinger und dem Pianisten Hubert Huber bildete Förg die harmonisch-rhythmische Basis, den musikalischen Trio-Kern des Ensembles. Dazu gesellten sich Saxofonist Bernd Schmid und Trompeter Richard Prechtl, die mit dynamischen Bläsersätzen den Gesamtsound bereicherten. In Swing-Klassikern wie „Take The A-Train“, modernen Nummern der Hardbop-Ära wie „Are You Real“ oder Stücken wie „Bag’s Groove“ waren einfallsreiche Soloimprovisationen zu hören.

Mit den Duke Ellington-Hits „Don’t Get Around Much Anymore“ und „I’m Beginning To See The Light“ überzeugte Bern Schmid in Quartettbesetzung, indem er die Themen stilecht interpretierte.

Trompeter Richard Prechtl steuerte eine melodiöse Bossa-Nummer mit dem Titel „Jolanta“ bei, die er seiner Ehefrau widmete. Lyrisch und mit Blues zugleich klangen beide Bläser und Hubert Huber in einem weiteren Bossa Nova aus dem Filmklassiker „Orfeu Negro“ (1959) und brachten die melancholische Seite des Karnevals in Rio de Janeiro treffend zum Ausdruck.

Eine Besonderheit der Prisma-Trio-Besetzung ist die barocke Fugentechnik des Pianisten Hubert Huber: Mit feinem Anschlag und filigraner Phrasierung gestaltete er kontrapunktisch Standards wie „Lullaby Of Birdland“ oder das seiner Enkelin Amelie, einer Jazzpianistin, gewidmete „Autumn Leaves“. Moderne Stücke wie Chick Coreas glasklar artikuliertes „Crystal Silence“ wurden von Huber ebenso genial verarbeitet wie das alte Dixieland-Schlachtross „Sweet Georgia Brown“.

Aus der frühen Ära des Jazz stammte auch die offizielle Schlussnummer „Flat Foot Floogie“, mit der Carlos Förg gesanglich für Stimmung sorgte. Die heiß erklatschte Zugabe, Benny Golsons „Blues March“, gab dann allen Musikern noch einmal Gelegenheit, mitreißend zu improvisieren. Besonders Schlagzeuger Fuzzy Ellinger, ein Rosenheimer Jazz-Urgestein, setzte hier in der Nachfolge des berühmten Art Blakey einen eindrucksvollen Schlusspunkt.

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