Fliegende Finger

von Redaktion

Kleinkunsttage: Martin Schmitt als Schlussakt

Rosenheim – Zum Finale der Kleinkunsttage gab es ein Aushängeschild der guten Musik und der geschickt gesetzten Pointen mit Pianist Martin Schmitt.

Zum früheren Skispringer Martin Schmitt liegt nicht nur eine Namensgleichheit vor: Die beiden haben die Fliegerei quasi beide im Blut. Während der eine vom Schanzentisch sprang, lässt der andere die Finger über die Piano-Tastatur fliegen.

Schmitt zog die vielen Besucher in der ausverkauften Bühne im Lokschuppen in seinen Bann: mit rasanten Boogie-Woogie-Rhythmen und einem Gagfeuerwerk. Musikalisch startete Schmitt mit einem Klassiker, dem „St. Louis Blues“.

Schmitt suchte stets den Kontakt zu seinen Zuhörern, baute diese in seine humoristischen Einlagen ein. Schmitt, der schon auf vielen Jazzfestivals konzertiert hatte und mit deutschen und internationalen Musikern wie Axel Zwingenberger oder Paul Carrack auf der Bühne stand, präsentierte seinen „Schmitts Airways Boogie“, passend zum Abschied von Air Berlin. Bekannte Stücke aus der Pionierzeit des Jazz wie Fats Wallers „Hand Full of Keys“ oder „Tikko Tikko“ aus dem Film „Badende Venus“ entfalteten ihren Reiz im Wechsel mit komödiantischen Texten wie im Song vom „Rückwärts Leben“, der mit dem Altersheim beginnt und mit der eigenen Zeugung endet.

Komplex gestaltete sich der „Russian Rag“, der angeblich aus einem Treffen von Rachmaninow und Duke Ellington entstanden sei, mit einem fliegenden Wechsel klassischer und jazziger Passagen. Temperamentvoll geriet auch der Schlussspurt des Auftritts: Der „Pine Tops Boogie Woogie“ des baumlangen Boogie-Veterans Pine Top Smith aus dem Jahr 1928 begeisterte mit furiosen Tastenläufen von Schmitt, und beim Gassenhauer „Keep your hands off her“ durfte das Publikum wieder ran. Schmitt spielte schon mal im Vorprogramm von Tom Jones, und aus dessen Repertoire gab es ein „Sex Bomb“, freilich durch Martin Schmitt zu einem „Sächs Bomb“ ins Sächsische und gänzlich unsexy umgewandelt – großartig. Schmitt wünschte sich im Abschluss-Song ein stehendes Publikum und selbstverständlich gab es dieses auch nach einem famosen Abend und einem Auftritt voller Charme und rasanten Rhythmen.

Artikel 8 von 11